■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Radio Bremens neue Freunde

In der Not frisst selbst der Teufel Fliegen, hat meine Mutter immer gesagt. Der kleinste ARD-Sender ist zwar nicht der Satan, aber dafür geht es der öffentlich-rechtlichen Anstalt teuflisch schlecht. „Bis 2006 wird es eine umfangreiche Reduzierung bei den Personalkapazitäten geben müssen“, heißt es in einem Papier namens „Zukunftssicherung Radio Bremen“, über das in diesen Tagen in den Gremien des Senders gestritten wird.

Der Intendant Heinz Glässgen wagt darin „Überlegungen für organisatorische Veränderungen“. Neben vielen allgemeinen Aussagen über unverzichtbare und verzichtbare Programm-Aktivitäten und die geplante Definition von „Mitarbeiterkapazitäten“ steht auch etwas Konkretes drin, das im Haus für Ärger sorgt: „Zusammenarbeit mit Tele Werder“.

„Tele Werder befindet sich derzeit in einer für Radio Bremen interessanten Phase der Neuordung und Umstrukturierung“, schreibt der Intendant und weiß: „Unter anderem ist eine deutliche Ausweitung der Produktionsaktivitäten u. a. durch den Erwerb eines Ü-Wagens geplant.“ Das passt wie die Faust aufs Auge, denn einen Ü-Wagen samt Personal könnte Radio Bremen durchaus abstoßen. Der Sender hat noch weitere Abteilungen, die nicht „in vollem Umfange ausgelastet sind“: Empfang, Telefondienst, Hausmeister, Fuhrpark, Kfz-Wartung, Lager und Archiv. All diese Abteilungen kommen für eine weitere Zusammenarbeit mit Tele Werder in Betracht, glaubt der Intendant. „Der kennt sich in Bremen immer noch nicht aus“, glauben dagegen kundige Beobachter.

Tele Werder war früher Tele Bremen und gehört zu dem Strauß von Firmen, die das Wort „Werder“ im Namen tragen. Die Antenne Werder Event Marketing (AWE) ist da gesprossen, auch die Trompetenakademie Werder blühte einmal mit. Nicht bei jeder Firma ist – vorsichtig gesagt – klar, was sie eigentlich treibt. Von der Tele Werder ist immerhin bekannt, dass sie im vergangenen Jahr 15 MitarbeiterInnen beschäftigte und vor allem Filme für die Regionalsendungen von Sat1 produziert. Geschäftsführer ist der frühere Buten-&-Binnen-Redakteur Hans Peter Labonté. Einer der Gesellschafter ist Hans-Helmut Euler, und bei diesem Namen laufen manche in der Stadt rot an.

Der ehemalige Senatskanzleichef, Staatsrat und Medienunternehmer hat eine schillernde Vita, lebt dem Vernehmen nach gern auf großem Fuß und liebt teure (gemietete) Autos. Zusammen mit Heiner Müller selig und Alexander Kluge gründete er 1991 die Tele Potsdam mit Sitz in Berlin. An der verwelkten Trompetenakademie Werder war er auch beteiligt. 1995 wollte der Sozialdemokrat sogar Bremer Bürgermeister werden, unterlag aber bei der parteiinternen Urwahl gegen Henning Scherf. Offenbar ist Euler jetzt wieder mehr in der Hansestadt aktiv: An den Verhandlungen mit Radio Bremen war er beteiligt.

Seine Biographie weist auch Flopps in Millionenhöhe auf. Das kann zwar in jedem Unternehmerleben passieren. Aber der Intendant sollte das wissen, meint

Ihre Rosi Roland