Bambus hoch drei

■ Findige Bremer Schüler erteilten den „Großen“ eine Lektion in Sachen Nachhaltigkeit und Entwicklungshilfe und bekamen dafür einen Bundespreis

Stolz präsentiert Schulleiter Rolf Berger seine Nachwuchsforscher. Fünf Schüler der Klasse 6d der integrierten Stadtteilschule Hermannsburg hatten sich mit einer Erfindung beim Bundeswettbewerb „i hoch 3“ beworben. Mit ihrem Modell für ein Bambus-Solargewächshaus haben Vjaceslaw Diener, Dimitrij Iaskov, Vincent Haynes, Rodi Dizim und Akan Fikret den ersten Preis in der Kategorie Miniforscher gewonnen. Ausgeschrieben wurde der Wettbewerb des „INSTI“-Erfinderclubs vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln.

„Die Idee mit dem Bambus kam uns, als wir den Bambus-Pavillon auf der EXPO in Hannover gesehen haben“, erklärt der 12-jährige Dimitrij Iaskov. Nachdem sie ein Modell des Pavillons gebastelt hatten, beschäftigten sie sich näher mit dem Baustoff Bambus und seinen Einsatzmöglichkeiten. An der Hochschule Bremen hatte Dr. Klaus Steffens, Professor für experimentelle Statik, Orkan und Schneesturm simuliert, um die Standfestigkeit des EXPO-Gebäudes zu überprüfen. Bei Bauingenieur Steffens informierten sich die Jungen über dessen Belastungstests. „In Experimenten haben wir die Haltbarkeit von Bambus und anderen Baumaterialien miteinander verglichen“, beschreiben Fikret Akan (12) und Rodi Dizim (13) ihren Versuchsaufbau. Das Ergebnis war eindeutig: Die hohlen Bambusröhren seien etwa dreimal so belastbar wie Vierkanthölzer oder Vollholzstäbe in gleicher Stärke.

Für den Wettbewerb haben die kleinen Erfinder vorgeschlagen, das Solargewächshaus, das bis vor wenigen Jahren auf dem Schulgelände stand, mit einer Bambusgrundkonstruktion wieder aufzubauen. „Dann wäre das Gewächshaus so leicht, dass es sogar bewegt werden könnte“, erläutert Dimitrij. Das Material sei billig, und die Montage sei so einfach, dass sogar die Schüler dabei helfen könnten.

Die 18-köpfige Jury aus Vertretern von Wirtschaft, Bildungsministerium und verschiedenen Technologieunternehmen war von der Erfindung aus der Bremer Schule beeindruckt. Für 3.000 Mark dürfen die fünf Nachwuchs-Erfinder sich nun technische und naturwissenschaftliche Geräte und Versuchskästen aussuchen.

Völlig begeistert schwärmt Dimitrij von den Vorzügen des hierzulande kaum bekannten Baumaterials: „Bambus ist der Baustoff der Zukunft. Er wächst schnell nach, ist wiederverwertbar, bewahrt Regenwälder vor dem Abholzen und ist außerdem sehr fest und elastisch.“ Die Wurzeln der Pflanze würde den Boden vor Erosion schützen, und in Kolumbien, wo Bambus angebaut wird, könnten neue Arbeitsplätze entstehen, wenn Bambus häufiger verbaut werden würde. „Das ist doch die beste Entwicklungshilfe“, urteilt Dimitrij. Sylvia Massow