„Hitler“ tot, Mugabe in Not

Mit einem Staatsbegräbnis hat Simbabwes Präsident Mugabe gestern den verstorbenen Veteranenchef Hunzvi, genannt Hitler, zum Volkshelden gekürt

JOHANNESBURG taz ■ Chenjerai „Hitler“ Hunzvi ist gestern in Simbabwes Hauptstadt Harare mit einem Staatsbegräbnis zu Grabe getragen worden. Mehrere tausend Menschen wohnten der Beisetzung des Chefs des Kriegsveteranenverbandes bei, der am vergangenen Montag in einem Krankenhaus in Harare angeblich an Malaria gestorben war. Es halten sich allerdings hartnäckig Gerüchte, nach denen Hunzvi in Wirklichkeit an den Folgen der Aidskrankheit gestorben ist.

Präsident Robert Mugabe würdigte den im Alter von 51 Jahren verstorbenen Hunzvi als Schlüsselfigur bei Simbabwes Landreform. Es gelte nun, den Toten zu ehren, indem das Landreformprogramm schnell und konsequent weitergeführt werde. Politische Gegner weisen diese Ehrung als Volksheld zurück. Denn tatsächlich bestand die Rolle Hunzvis, der stolz den Namen „Hitler“ trug – „weil ich der größte Terrorist in Simbabwe bin“ –, vor allem darin, im vergangenen Jahr mit brutaler Gewalt mehr als 1.700 Höfe in Besitz weißer Farmer besetzen zu lassen. Dabei hat seine Bande 19 Menschen ermordet, Unzählige geschlagen und Frauen vergewaltigt. Im Juni sandte er seine Schlägertrupps während des Parlamentswahlkampfs aus, um Jagd auf Oppositionelle zu machen. Dabei kamen mehr als 31 Menschen ums Leben. „Warum sollen wir das Gesetz beachten? Dieses ist unser Land, und wir können machen, was wir wollen“, quittierte Hunzvi jede Kritik an den brutalen Überfällen seiner Leute.

Immerhin haben diese Gewaltaktionen Robert Mugabe einen knappen Wahlsieg vor der einzigen Oppositionspartei des Landes, der „Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC)“, eingebracht.

Der in Polen ausgebildete Arzt Hunzvi machte vor fünf Jahren erstmals Schlagzeilen, als er Regierungsgelder als Kompensationen für sich und 40.000 Kriegsveteranen des Befreiungskampfes forderte. Dabei war er selbst erst 1980 nach der Unabhängigkeit Simbabwes aus Polen zurückgekehrt – er hatte persönlich nie gegen das weiße Regime von Ian Smith gekämpft. Mugabe zahlte die ehemaligen Soldaten aus und hatte sich damit die Masse der schwarzen Veteranen als Privatarmee für die Unterstützung seiner Partei Zanu-PF eingekauft.

Simbabwes Oppositionsführer Morgan Tsvangirai hat für Hunzvi wenig übrig: „Der Mann hat so viel Chaos verursacht, er verdient keinen Respekt.“ Er beurteilte den Tod Hunzvis als großen Verlust für die Regierungspartei Zanu-PF, da Hunzvi Mugabes Wiederwahl nächstes Jahr absichern sollte.

Tatsächlich dürfte Mugabe Schwierigkeiten haben, Ersatz zu finden. Die Kriegsveteranen streiten bereits über seine Nachfolge, und innerhalb der Zanu-PF gibt es Machtkämpfe um Hunzvis Kabinettposten.

Mugabes Strategie zur Erhaltung der 20-jährigen Macht als Präsident im abgewirtschafteten Simbabwe hat nicht nur durch den Tod Hunzvis einen Rückschlag erlitten. Handelsminister Nkosana Moyo legte sein Amt nieder aus Protest gegen die Überfälle auf Betriebe und Firmen. Und es sind nicht wenige, die die Autounfälle, bei denen Arbeitsminister Border Ghezi und Verteidigungsminister Moven Mahachi innerhalb der letzten zwei Monate starben, für Anschläge aus den eigenen Reihen halten. Mugabes Partei ist über all dem ernsthaft in Aufruhr. Oppositionsführer Tsvangirai sieht ihre Macht bereits schwinden.

MARTINA SCHWIKOWSKI