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NTW und die letzte freie Stimme

Zwei Monate nach seiner Wahl zum Präsidenten lancierte Wladimir Putin im Mai 2000 den ersten Angriff auf den Mehrheitseigner der Media-Most-Gruppe, Wladimir Gussinski. Zu dessen Medienimperium gehörte der TV Sender NTW, das Flaggschiff des unabhängigen Journalismus in Russland, der Radiosender Echo Moskwy, die Tageszeitung Sewodnja und das Wochenmagazin Itogi. Nach kurzer Haft ging Gussinski ins spanische Exil. Der Kreml nutzte daraufhin die Schulden der Media-Most beim halbstaatlichen Rohstoffkonzern Gasprom als Hebel, um dem Konsortium auf juristischem Wege den Garaus zu machen. Der Angriff galt aber vor allem der unabhängigen Berichterstattung. Nachdem Chefredakteur und Direktor von NTW ausgewechselt worden waren, stellten bald auch die Printmedien ihr Erscheinen ein. Nur Echo Moskwy hat den Vernichtungsfeldzug überstanden.