Sportliches Nachsitzen mit Happyend

Im nostalgieerfüllten Ambiente der Dortmunder Westfalenhalle qualifizieren sich die deutschen Handballer durch ein 27:25 gegen die Slowakei endgültig für die nächste Europameisterschaft, wo sie wieder „voll angreifen“ wollen

DORTMUND taz ■ Manchmal hat eben auch das Nachsitzen sein Gutes. Zwar muss man weiter seinen Pflichten nachgehen, wenn die anderen schon in den Ferien sind. Doch wenn die zusätzlichen Strapazen sich auszahlen, ist das anschließende Wohlbefinden umso größer. So ging es auch der deutschen Handball-Nationalmannschaft. Durch das unzureichende Abschneiden bei den letzten Großereignissen wurden am Ende der langen, strapaziösen Saison (32 Liga-Spiele, EM 2000, Olympische Spiele 2000, WM 2001) zwei Qualifikationsspiele gegen die Slowakai notwendig, um vom 25. Januar bis zum 3. Februar 2002 bei der Europameisterschaft in Schweden überhaupt mit dabei zu sein.

Nationaltrainer Heiner Brand wollte gegen das junge slowakische Team auf Nummer sicher gehen und rief seine Spieler zuvor zu zwei fünftägigen Lehrgängen zusammen. Zwar war ihm der erste große Stein bereits vor einer Woche nach dem 25:20-Sieg in Michalovce vom Herzen gefallen. So richtig groß war die Erleichterung aber erst nach dem 27:25 im heimischen Dortmund. „Ich bin sehr froh über die Qualifikation.“ Für Brand war auch die zweite Partie kein Selbstgänger: „Ich weiß, dass hier ein Sieg von uns erwartet wurde. Aber die Slowaken haben uns in der ersten Hälfte vor einige Probleme in der Abwehr gestellt.“ Aufgrund einer hervorragenden Trefferquote – 17 Tore bei 23 Angriffen – habe man aber bis zur Pause eine sichere 17:11-Führung herausspielen können. „Damit war der Grundstein für den Sieg gelegt.“ Dass die zweite Hälfte mit 14:10 an die Gäste ging, trug der Coach seinem Team nicht nach: „Wer den Spielern in die Augen geschaut hat, konnte sehen, dass sie nach der langen Saison am Ende ihrer Kräfte waren.“

Rundum zufrieden machte Brand, dass der versöhnliche Saisonabschluss für die Nationalmannschaft gerade in der Dortmunder Westfalenhalle, dem einstigen Festzelt des deutschen Handballs, stattfinden konnte. Hier hatte er selbst als Spieler in den 70er- und 80er-Jahren mit dem VfL Gummersbach und der Nationalmannschaft größte Erfolge erzielt. Zwar vermochten die gut 10.000 Zuschauer noch nicht ganz das Ambiente der mit bis zu 12.500 frenetischen Fans zum Bersten gefüllten Arena jener Tage verleihen, dennoch wurden Erinnerungen wach. „Das Erlebnis Westfalenhalle hat uns sehr beeindruckt, mich sowieso, aber besonders die Spieler haben es lange nicht erlebt, dass solche Massen nach dem Abpfiff auf das Feld stürmen.“ Da laut DHB-Pressesprecher Detlev Zenk auch organisatorisch alles bestens lief, hat der Deutsche Handball-Bund damit en passant seine Bewerbungen zur Austragung der EM 2004 und der WM 2005 unterstrichen.

Ereignisse, an die Kapitän Frank von Behren noch nicht denkt. Der freut sich zum einen auf seinen Urlaub und denkt zum anderen an näher liegende Aufgaben: „Wir sind in Sydney an Spanien und bei der WM an Frankreich jeweils nur sehr knapp gescheitert und haben deswegen nicht um die Medaillen gespielt. In Schweden werden wir wieder voll angreifen.“ Welches Gesicht die Mannschaft dann tragen wird, ist ein halbes Jahr vorher nicht definitiv. Für Heiner Brand bildet seine jetzige Stammformation den Kern des Teams. Dennoch hält er für einige Spieler und hier insbesondere für Spielmacher Daniel Stephan und Torwart Jan Holpert die Tür offen. „Die beiden haben mich um eine Pause von der Nationalmannschaft gebeten. Sie müssen mir nun signalisieren, wann diese Pause für sie zu Ende ist.“ Mit einem Schmunzeln fügte er hinzu: „Danach beginnt wieder der sportliche Wettbewerb.“

Wenn die sportliche Leistung stimmt, werden Stephan und Holpert wohl gern wieder dabei sein. Denn das Mannschaftsklima bei den Handballern ist gut. Auf eigenen Wunsch trafen sie sich nach dem Spiel noch zum gemeinsamen Essen beim Italiener und ließen die Nationalmannschaftssaison inklusive Nachhilfestunden fröhlich ausklingen. ANKE BARNKOTHE