Sonniges Furth

Solarenergie ist ein Imagefaktor, mit dem immer mehr Städte gerne werben. Jetzt gibt’s eine echte Rangliste

FREIBURG taz ■ Die Gemeinde Furth bei Landshut darf sich vorläufig mit dem Titel „Solarhauptstadt“ schmücken. 132 Watt Photovoltaik und 0,28 Quadratmeter Solarkollektoren pro Einwohner sind dort installiert – das ist der Spitzenwert unter allen Gemeinden, die ihre Solarwerte dem Branchenmagazin Solarthemen gemeldet haben. Die Zeitschrift will die wirklichen Musterschüler der Sonnenenergie in einer „Solarbundesliga“ ermitteln. Nötig war das längst, nachdem in den letzten Jahren gleich mehrere Städte munter Prädikat „Solarhauptstadt“ hausieren gingen.

Das Magazin hat nun alle Bürger in den vermeintlichen Hauptstädten wie auch in der solaren Diaspora aufgefordert, sich dem objektiven Vergleich zu stellen. Seitdem sind eine ganze Reihe Daten eingegangen. Und das Ergebnis überrascht: An der Spitze stehen nicht die zweifellos solarbegeisterten Freiburger und auch nicht die wirklich engagierten „Stromrebellen“ aus Schönau. Auf dem besten Weg zum Titel ist eben dieser weithin unbekannte Ort im Bayerischen, Furth bei Landshut. Mit fast einem Drittel weniger Punkte folgt die Gemeinde Oberndorf bei Tübingen (mit immerhin 59 Watt Photovoltaik pro Einwohner), noch einmal ein Fünftel weniger Punkte hat das baden-württembergische Weikersheim-Elpersheim (mit beachtlichen 89,41 Watt Photovoltaik, aber nur 0,095 Quadratmeter Sonnenkollektoren pro Einwohner). Auf Platz vier steht die erste Stadt mit mehr als 20.000 Einwohnern: Neckarsulm. Dort ist es die Solarthermie die wertvolle Punkte bringt. Bei Photovoltaik dagegen sieht es düster aus.

Noch steht die Liga erst am Anfang, die meisten Gemeinden haben ihre Daten noch nicht gemeldet. So dürfte sich also in den nächsten Wochen noch manches verschieben. Einen kleinen Anreiz gibt es auch: Jeder teilnehmenden Kommune hat das Solarmagazin Unterstützung bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zugesichert.

Mitmachen kann jeder, der – so die Wettbewerbsbedingungen – „glaubhaft belegen“ kann, wie viele Solarzellen und Kollektoren in seiner Gemeinde aktuell installiert sind. Das Meldeformular steht im Internet unter www.solarthemen.de – und auch die aktuelle Bundesligatabelle.

Der Bundesdurchschnitt liegt übrigens bei 1,34 Watt je Einwohner beim Solarstrom und 0,035 Quadratmeter Kollektor pro Kopf. Anders ausgedrückt: Für jeden Bürger ist eine nur gut handtellergroße Solarzelle installiert sowie ein Din-A-5-großer Kollektor – eine reichlich bescheidene Benchmark. Bei solchem Niveau kann jede Gemeinde die Scheu vor einer Teilnahme getrost ablegen. Zumal bereits Kommunen Ambitionen angemeldet haben, die eigentlich in der untersten Kreisklasse spielen müssten. So zum Beispiel die schwäbische Stadt Mössingen, die mit 1,05 Watt je Einwohner beim Solarstrom derzeit am Tabellenende steht – und damit nur schwer zu unterbieten sein dürfte. BERNWARD JANZING