Klappern vor Kälte: Mäuse haben es gut

■ Störche meiden Schleswig-Holstein bisher wegen des nassen und kalten Frühjahrs

Mäuse haben derzeit ein leichtes Leben in Schleswig-Holstein. Fast ungestört können sie sich auf Feldern und Äckern tummeln, ist doch einer ihrer ärgsten Feinde nicht in Sicht: Die Störche, sonst eifrige Nagervertilger, haben in diesem Jahr im Norden auf sich warten lassen oder sind ganz ausgeblieben. Grund ist das kalte Frühjahr.

„Der 26. März ist sonst immer Stichtag“, erzählt Hans-Heinrich Hatlapa. Der Gründer und Chef des Wildparks Eekholt bei Großenaspe (Kreis Segeberg) beherbergt 18 der etwa 200 in Schleswig-Holstein brütenden Storchenpaare. Doch die hatten zum Teil sechs Wochen Verspätung: „Einige kamen erst am 6. Mai bei uns an. Die Kälte hat sie abgeschreckt.“ Schlimmer noch: Etwa ein Zehntel der Paare ist gar nicht erst gekommen.

Zwar sind die meisten der norddeutschen Störche keine Afrika- Reisenden, doch auch in ihren Sommerreservaten in der Türkei und Israel war es erheblich wärmer als im verregneten Schleswig-Holstein. Auch Storchenfachmann Georg Fiedler von der Vogelwarte Helgoland hält schlechtes Wetter andernorts als Grund für die Probleme für denkbar. „Vor vier Jahren stoppte eine Kaltfront über der Türkei viele Tiere. Möglicherweise wiederholt sich das jetzt.“

Der in diesem Jahr geringere Bestand könnte zum Problem für die Storchenpopulation in Norddeutschland werden. „Viele Tiere finden keinen Partner“, befürchtet Hatlapa. Üblicherweise fliegt das Männchen vor und kümmert sich um das Nest, fast immer das des Vorjahres. Eine Woche später kommt das Weibchen nach und lässt sich bei Mann und Heim nieder – nicht immer bei dem vom letzten Mal. Doch in diesem Jahr wurden bereits einige Storchen-Singles gesehen. „Diese zumeist unerfahrenen Männchen kriegen mit etwas Glück noch ein erfahrenes Weibchen ab“, weiß Fiedler.

Hauptgrund, warum die Störche die Feuchtigkeit meiden: Die Brut würde sich auf einem nassen Horstboden den Magen-Darm-Trakt entzünden. Chris Melzer