Problem erkannt, nicht gebannt

Viele HamburgerInnen glauben, dass es mit der Umwelt bergab geht, aufs Auto möchten sie aber nicht verzichten  ■ Von Gernot Knödler

Die HamburgerInnen haben ein überdurchschnittlich hohes Bewusstsein für ihre Verantwortung gegenüber künftigen Generationen und gegenüber den Menschen in anderen Erdteilen. In ihren täglichen Entscheidungen wirkt sich das jedoch nur zum Teil aus: Viele trennen Müll, sparen Wasser und Energie. Andererseits fahren 47 Prozent von ihnen auch dann mit dem Auto zur Arbeit, wenn diese nicht einmal fünf Kilometer von der Wohnung entfernt ist.

Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die der Zukunftsrat im Dezember 2000 in Auftrag gab. Das Gremium wollte wissen, wie zukunftsfähig die HamburgerInnen denken und handeln. Im Zukunftsrat diskutieren VertreterInnen von 90 Initiativen, Verbänden, Kammern und Unternehmen, wie eine „nachhaltige“ Entwicklung Hamburgs aussehen könnte. Ein solcher Umgang mit der Welt war 1992 bei der Umweltkonferenz der Vereinten Nationen in Rio gefordert worden.

Immerhin: Das Problembe-wusstsein der HamburgerInnen kann sich sehen lassen. Jeweils mehr als 80 Prozent der Befragten beunruhigt der Gedanke an die Umwelt ihrer Kinder und Enkel. Sie glauben, dass es ohne Verhaltensänderung nicht geht und dass mehr Konsumgüter ihre Lebensqualität nicht wirklich erhöhen würden. Mehr als 60 Prozent wissen, dass der Globus bald unbewohnbar würde, wenn alle die hiesigen Lebensgewohnheiten übernähmen.

Sobald es ums Handeln geht, wird der Befund ambivalent. Zwar halten mehr als 60 Prozent Ökosteuern für zulässig. Andererseits wollen ungefähr gleichviele den Konsum nur zum Schutz der Gesundheit begrenzen lassen.

Am wenigsten lassen sich die HamburgerInnen das Autofahren vermiesen. „Das ist das Sorgenkind, wenn man nach zukunftsfähigem Verkehr fragt“, sagt Jochen Menzel, der Sprecher des Zu-kunftsrates. Zwar besitzen 30 Prozent der Haushalte gar kein Auto, andere dafür jedoch zwei. Je reicher ein Haushalt, desto mehr Autos leistet er sich. Höhere Benzinpreise wären nur für gut 40 Prozent ein Grund, auf den HVV umzusteigen. Andererseits geben mehr als 90 Prozent an, sie würden auf Busse und Bahnen umsteigen, wenn diese billiger wären.

Öko-Strom beziehen 3,3 Prozent, ein Drittel der übrigen wäre bereit umzusteigen. Mehr als 44 Prozent kaufen bewusst Lebensmittel aus der Region, knapp 24 Prozent kaufen Öko-Lebensmittel, aber nur 7,4 Prozent greifen zu fair gehandelter Ware. Wer selten Öko-Ware kauft, gibt für ökologische und fair gehandelte Produkte im Monat 35 Mark mehr aus. Weitere 58 Mark wären durchschnittlich drin. 60 Prozent versuchen, defekte Elektrogeräte selbst zu reparieren. Viele ausgediente Geräte bleiben in der Wohnung – bei Computern mehr als 60 Prozent.

Die Ergebnisse der Umfrage gibt es bei der Verbraucherzentrale, in den Agenda-21-Büros der Bezirke und beim Zukunftsrat Hamburg, Am Felde 2, 22 765 Hamburg, Tel.: 39 10 97 31.