Lastschrift ins Nichts

■ Abzocke mit dubiosen Finanzpraktiken

Drei Männer sollen versucht haben, von über 1.300 Bremern über ein Lastschriftverfahren jeweils 39,90 Mark einzuziehen – ohne Gegenleistung. Der Coup scheiterte zwar – zum Teil hatten die Geschädigten ihr Geld einfach zurückgefordert. Trotzdem begann gestern der Prozess vor dem Amtsgericht.

Und so ging's: Der angeklagte Ex-Rechtsanwalt Thomas P. erledigte für einen Bekannten einen Incassoauftrag und erhielt eine Namens-Diskette. P. wollte sich dann „nicht weiter um die Sache kümmern“ und beauftragte den PC-Spezialisten, Horst Werner K. Dieser sollte die Diskette dem Computer-System der Sparkasse anpassen, um ein Lastschrift-Verfahren einzurichten. Und irgendwie floss später über das private Girokonto des dritten Angeklagten Hans Jörg S. Geld. Reichlich, zumindest einen Monat lang, im August 97 – über 40.000 Mark, wie eine Bankangestellte angab. Heute verweigerte S. jede Aussage.

Dafür wunderte sich sein Verteidiger heftig darüber, dass „den Beteiligten nicht klar ist, was da passiert ist“. Dumm, denn „wer sonst“ möchte der Richter wissen, steigt da noch durch. Irgendwie ist die Diskette mit den Namen zur Sparkasse gekommen, irgendwer hat sich dieser dort angenommen. Aber eine Bankangestellte im Zeugenstand wusste: „Normalerweise kriegen nur große Kunden wie die Stadtwerke dieses Lastschrift-Verfahren. Und es gibt dann einen schriftlichen Vertrag“. Ein solcher existiert im vorliegenden Fall allerdings nicht – zum großen Erstaunen des Richters.

Da auch der angeklagte PC-Spezi die Aussage verweigert, „muss ich mir viele Fragen verkneifen“, sagte der Richter. Es bleibt nur, die Hauptverhandlung zu unterbrechen und auf kommenden Montag zu hoffen. Dann soll der Sparkassenleiter aussagen und vielleicht etwas mehr Licht in die Geschichte bringen. sand