Globaler Kurswechsel

Zentralbank der Zentralbanken fürchtet Entmachtung der Geldpolitik. Eine weltweite Finanzkrise sei möglich

HAMBURG taz ■ Sorgen um die Weltkonjunktur macht sich die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Die Entwicklung erinnere an „die Konjunkturzyklen vor dem Ersten Weltkrieg“, heißt es im aktuellen Jahresbericht 2000/2001.

Die historische Parallele ist als Warnung gedacht: Bis 1914 war der Aufschwung durch Investitionen in innovative Industrien gekennzeichnet. Die Inflation blieb niedrig, das internationale Kapital floss. Mit abnehmender Konjunktur und zur Kriegsvorbereitung drehten viele Staaten den Geldhahn auf und senkten ihre Leitzinsen. Folge: Inflation.

Ähnliches befürchtet die BIZ für heute. „In der Geldpolitik wurde ein grundlegender Kurswechsel vollzogen“, kritisiert sie. Auf das Ende des weltweiten Aufschwungs reagierten viele Notenbanken mit fallenden Zinsen. So senkte die Federal Reserve ihre Zinssätze fünfmal und stoppte den amerikanischen Wirtschaftsabsturz. Dagegen bleibt die Europäische Zentralbank (EZB) auf Preisstabilität fixiert. Dass sie zuletzt ihren Leitzins um minimale 0,25 Prozent senkte, geht der BIZ schon zu weit, sie befürchtet einen Aufgalopp der Inflation. Zugleich stellt sie eine „wachsende Bedeutung der Finanzmärkte für die Geldpolitik“ fest. Die zwei klassischen Indikatoren (Preise, Geldmenge) hätten heute nur für die EZB „eine bedeutende Stellung“. Andere Zentralbanken orientieren sich an einem Fächer von Zielgrößen, von Aktien- und Wechselkursen bis zur allgemeinen Entwicklung. HERMANNUS PFEIFFER