„Es gibt für mich keine Tabus mehr“

■ Innensenator Olaf Scholz kündigt bei Stadtteilrundgang Gesamtkonzept und Lösungswege für St. Georg an

Das neue Alarmsystem funktioniert: Nach den beiden Morden an den drogenabhängigen Prostituierten Maria K. (19) und Melanie R. (22) und dem hysterischen Schreien danach reagierte SPD-Innensentor Olaf Scholz prompt und zeigte Dienstagabend bei einem Gespräch mit Experten im Polizeikommissariat von St. Georg am Steindammm Präsenz. Nach seinem ersten Besuch und einem Rundgang durch das Viertel wollte Scholz zwar keine ad hoc-Lösungen präsentieren, kündigte aber für die kommenden Wochen ein neues „Gesamtzkonzept“ für den Brennpunkt an, dass für alle Probleme „Lösungswege“ aufzeigt. „Die Prostituierten leben in einer ganz schrecklichen Situation“, sagte Scholz. Neben dem St. Pauli-Kiez ist St. Georg das zweite Rotlichtviertel Hamburgs.

Scholz' Steckenpferd ist derzeit die Schaffung besserer Voraussetzungen, um der Polizei zur Bekämpfung der Drogenkriminalität Mechanismen an die Hand zu geben, so genannte jugendliche „Intensivdealer“ aus den Verkehr zu ziehen. „Es gibt für mich keine Tabus“, beteuerte der Innensenator und SPD-Vorsitzende auch im Hinblick auf seine eigene Partei. Der SPD-Bezirk Mitte hat sich bislang vehement gegen eine weitere Anlaufstelle für Drogenkonsumenten gewandt, obwohl das das Drob Inn völlig überlastet ist.

Das Strichermilieu und der Drogenhandel sind derzeit nur Teilaspekte. So könne die Crackszene durch erhöhte Polizeipräsenz zwar nachts in Bewegung gehalten werden, sagte Revierleiter Torsten Seeland, kritischer Punkt sei aber noch immer der Hauptbahnhof, was vor allem die Geschäftswelt errege. Dort habe sich die Szene aber total gewandelt. Sie bestünde heute nicht mehr überwiegend aus Junkies, sondern zu 90 Prozent aus Alkoholikern. Und diese Droge ist nun mal legal. Kai von Appen