Erinnerung auffrischen

■ Die GAL will mit der Tronc-Abgabe zwei Ausstellungen finanziell unterstützen

Die Erinnerung wird aufgefrischt. Das ist auch nötig: Wer weiß etwas über schwules Leben in Hamburg in der Adenauer-Zeit? Wer weiß etwas über die jüdischen Fotografen Emil Bieber und Max Halberstadt? Wer weiß, dass der damalige SPD-Innensenator Helmut Schmidt in den 60ern das Tanzen gleichgeschlechtlicher Paare untersagte? Wer weiß, dass Bieber der kaiserliche Hoffotograf Wilhelms II. war? „Aus dem Gedächtnis der Stadt gestrichen“, befindet der Historiker Wilfried Weinke über die vier jüdischen Fotografen, zu denen er geforscht hat. Und dasselbe kann man über das schwul-lesbische Leben in Hamburg vor den 70er Jahren sagen. Zu beiden Themen soll es künftig große Ausstellungen geben, und beide werden mit je 100.000 Mark bezuschusst, wenn sich die GAL heute in der Bürgerschaft mit ihren Anträgen durchsetzt.

Das Geld steht aus der so genannten Tronc-Abgabe zur Verfügung; das ist ein Art Steuer auf Trinkgeld, das die Croupiers der Hamburger Spielbanken erhalten, die an die öffentliche Hand abzuführen sie verpflichtet sind. Im Vorjahr kamen dadurch 600.000 Mark in den Hamburger Haushalt, Geld, das traditionell für gemeinnützige Zwecke ausgegeben wird. In diesem Jahr hat sich die GAL entschieden, die beiden Ausstellungen, die für 2002 und 2003 geplant sind, zu unterstützen. Die Fotografen-Ausstellung kann damit die Hälfte ihrer Kosten aufbringen, die Ausstellung zum schwul-lesbischen Leben in Hamburg von 1919 bis 2000 ein Fünftel.

Emil Bieber, Max Halberstadt, Erich Kastan und Kurt Schallenberg „haben in Hamburg Fotogeschichte geschrieben“, begründet der GAL-Abgeordnete Peter Zamory die Entscheidung seiner Fraktion. So hat Kastan die SchauspielerInnen und KünstlerInnen des Jüdischen Kulturbundes in der Nazi-Zeit abgelichtet und Schellenberg die Gesellschaft deutscher Lichtbildner gegründet.

Vernachlässigt wurde in der Vergangenheit auch die Forschung zum Leben Homosexueller in der Stadt, wie Ortwin Pelc vom Museum für Hamburgische Geschichte sagt. Vor allem die Geschichte von Lesben in der Hansestadt, wie zum Beispiel ihre Verfolgung durch die Nazis, ist immer noch nur schwach dokumentiert. aha