Die Lust am Schreiben

Die Zeiten, als Literaten noch von den völlig neuen Möglichkeiten des Hypertextes träumten, sind lange vorbei. Wer jedoch in seiner Freizeit lieber an eigenen literarischen Texten arbeitet, statt die belletristischen Top Ten wegzulesen, ist auch heute noch im Web gut aufgehoben. Die eigenen Versuche müssen nicht mehr in der Schublade verschwinden: Sie können seit diesem Frühjahr auch unter www.schreib-lust.de eingesandt werden.

Bislang zählen zehn Frauen und drei Männer zum festen Stamm der Schreibwerkstatt, und natürlich ist der Kontakt untereinander ebenso wichtig wie die Onlineveröffentlichung der eigenen Texte. Schade ist in dieser Hinsicht dann doch, dass die Designer der Website sich so wenig über die Form Gedanken gemacht haben, in der literarische Texte auf dem Bildschirm dargestellt werden können. Hier wird jede Poesie in einem schrecklich düsteren Dunkelrot einfach erstickt. Ein Blick auf den Quellcode zeigt, wie viel überflüssigen Zeichensalat der HTML-Editor von Netscape hinterlässt. Wer wirklich im Web schreiben will, muss sich eben auch um die Sprache der Computer kümmern.

niklaus@taz.de