Aus der Wüste in die Heimat

Talatasher ist ein Kontrollposten an der Grenze zwischen Sudan und Eritrea. Mit Trommeln und Transparenten haben sich eritreische Dorfbewohner eingefunden, um ein freudiges Ereignis zu feiern: Die Rückkehr von 1.613 Eritreern in ihre Heimat aus Flüchtlingslagern im Sudan.

Einige von ihnen waren vergangenes Jahr geflohen, als Äthiopiens Armee Teile des westlichen Eritrea besetzte. Andere sind Enkelkinder von Flüchtlingen, die vor 30 Jahren Eritrea verließen. Zusammen mit der staatlichen eritreischen Flüchtlingsbehörde ERREC organisiert das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR die Rückkehr von insgesamt 160.000 eritreischen Flüchtlingen aus dem Osten des Sudan. 90 Prozent davon haben ihre Rückkehrbereitschaft bekundet, 23.000 sind derzeit für die Rückkehr registriert. Bis Jahresende sollen 42.000 in Eritrea ankommen.

Der erste Konvoi mit 1.613 Rückkehrern aus 520 Familien erreichte die Grenze am 27. Mai. Manche haben Tränen in den Augen, andere tanzen auf den Lastwagen und stoßen ihre zeremoniellen Schwerter in die Luft. Alle Rückkehrer kommen aus dem Flüchtlingslager Shagarab im Osten des Sudan, wo sie von UN-Hilfslieferungen lebten. Sie landen zunächst in einem Transitlager in Tessenei, der nächstgelegenen eritreischen Stadt. Hier sollen sie höchstens drei Tage bleiben und auf die Weiterfahrt in ihre Heimatorte vorbereitet werden. Viele der Rückkehrer, die in Sudan geboren wurden und Eritrea nie gesehen haben, wollen sich im Westen Eritreas niederlassen, wo der Boden fruchtbar ist, die Kultur der des nahen Sudan ähnelt und Arabisch gesprochen wird.

Das drängendste Problem der Rückkehrer sind Personalausweise. Bisher haben sie nur UNHCR-Lebensmittelkarten. Bei ihrer Rückkehr mussten sie Formulare mit Angaben zu allen Familienangehörigen ausfüllen und Fotos beifügen, und in Eritrea werden nun familienweise die Fotos abgeglichen und Ausweise vergeben. Dann sind die Rückkehrer ganz normale Bürger und können – hoffentlich – ein normales Leben beginnen.  TANJA R. MÜLLER, Tessenei