Pessimismus in Makedonien

Albanerpartei spricht von „unsicherer und chaotischer“ Lage. Regierung blockiert Hilfslieferungen für albanische Dörfer. Chirac erwägt Nato-Eingriff, Schröder nicht

SKOPJE ap/rtr/afp ■ Die Ermordung eines führenden albanischen Aktivisten sowie Gefechte zwischen Polizei und Separatisten haben die zerbrechliche Waffenruhe in Makedonien erschüttert. Der albanische Kämpfer Naser Hani wurde am Dienstag abend im Südwesten des Landes erschossen.

Ein Sprecher der Demokratischen Partei der Albaner (DPA) erklärte, Hanis Tod sei ein weiteres Anzeichen für die „unsichere und chaotische“ Lage. Nahe Tetovo lieferten sich Sicherheitskräfte und Rebellen gestern einen Schusswechsel. Im Kampfgebiet im Norden Makedoniens hat das Internationale Rote Kreuz die Feuerpause genutzt, um 330 Zivilisten aus den von albanischen Rebellen gehaltenen Dörfern zu evakuieren. Ein Hilfskonvoi mit Nahrungsmitteln und Medikamenten wurde von der makedonischen Armee aber nicht ins Kampfgebiet gelassen.

Etwa 26 Lastwagen warteten mit Mehl, Zucker, Milchpulver und Medikamenten. Die makedonische Armee werde den Konvoi nicht durchlassen, wenn die albanischen Rebellen an ihrer Forderung festhielten, dass er von Journalisten begleitet werde, sagte Arbeitsminister Bedredin Ibrahimi.

In der Nato wird erstmals öffentlich über ein militärisches Eingreifen in Makedonien debattiert. Auf dem informellen Nato-Gipfel anlässlich des Besuches von US-Präsident George W. Bush in Brüssel sagte Frankreichs Präsident Jacques Chirac, die Allianz dürfe keine Option ausschließen, um eine Eskalation der Gewalt bis hin zu einem Bürgerkrieg zu verhindern. Bundeskanzler Gerhard Schröder vertrat auf dem Gipfel indes die Ansicht, militärisch lasse sich die Krise nicht lösen.