Uhlenhorst, wir hören nichts

■ Tabellenführung der Hockey-Bundesliga ist für UHC nach 1:2 gegen Club an der Alster dahin

Hier oben ist Fußball ganz weit weg. Hier ist Wellingsbüttel, nicht St. Pauli. Hier werden Torchancen, Tore gar, in freundlicher Zurückhaltung beklatscht, nicht bejubelt. Hier sind die Grundstücke der Häuser so groß, dass man im Garten selbst problemlos eine Hockeyanlage unterbringen könnte. Hier ist die Heimat des Uhlenhorster HC, der endlich, endlich mal Deutscher Hockeymeister werden will und den anderen Hamburger Vereinen zeigen möchte, wo in der Stadt am besten mit dem Schläger umgegangen wird. Es könnte gut sein, dass das in diesem Jahr wieder nichts wird: Denn die Tabellenführung ist seit dem 9. Spieltag am Wochenende dahin – und schuld daran ist ausgerechnet der ungeliebte Nachbar, der Club an der Alster.

Die ganze Hinrunde war man in der Gruppe Nord der Bundesliga ungeschlagen geblieben, hatte bei Alster gewonnen, hatte den Titelverteidiger Harvestehuder THC (am Sonnabend nur 2:2 gegen Rot-Weiß Köln) hinter sich gelassen. Und plötzlich ist der Erfolg wie weg: Nur 3:3 beim Aufsteiger Rheydt, die 0:4-Pleite gegen die Harvestehuder am Wochenende zuvor, und jetzt am Sonnabend wurde auch das nächste Heimspiel gegen einen Lokalrivalen verloren: Alster nahm beim 2:1 die zu vergebenden drei Punkte mit zum knapp ein Kilometer entfernten eigenen Vereinsgelände.

Bei der Truppe von Trainer Frank Hänel geht offenbar inzwischen die Angst um: Alster nahm von Beginn an das Heft in die Hand, erarbeitete sich Chancen und ging völlig zu Recht in Führung. Sebastian Biederlack nutzte die Phase, in der Uhlenhorst aufgrund einer Zeitstrafe in Unterzahl war, zur Führung und kassierte den Ausgleich durch UHC-Torjäger Philipp Sunkel nur deswegen, weil man mangels Beschäftigung einmal sanft in der eigenen Deckung entschlafen war.

In der zweiten Hälfte dasselbe Bild. Alster war überlegen, und da Hockey nicht Fußball ist, gewinnt am Schluss auch mal derjenige, der es verdient hat: Wieder Unterzahl für Uhlenhorst – Verteidiger Vladimir Antakov, der mit seinen fast 44 Jahren und seiner Funktion als Platzwart normalerweise eher für die Pflege des Kunstrasens als für die des Hockeyspiels zuständige Mann musste nach Foul zeitweilig vom Platz und sorgte damit für temporäre leichte Schonung seines Arbeitsfeldes – wieder Tor für Alster. Libero Henning Hellwig nutzte das Abwehrchaos im Anschluss an eine Strafecke, und drin isser, wie Dieter Kürten einst zu sagen pflegte.

Trainer und Ersatzbank holten zwar noch mal alles heraus, was die Stimmbänder hergaben, aber das waren auch die Körperteile, die am Samstag bei Uhlenhorst am besten funktionierten. Die siegreiche Truppe von Coach Joachim Mahn, auch er ein Stimmgewaltiger seiner Zunft, nahm den Rückenwind gleich mit und zog am Sonntag durch ein lockeres 8:2 über Rot-Weiß Köln auch noch ins Pokal-Halbfinale ein.

Während die Uhlenhorster nach dem dritten sieglosen Match jetzt zwei Punkte Rückstand auf den neuen Spitzenreiter Gladbach haben, hat der Club an der Alster zur Hamburger Konkurrenz aufgeschlossen. Die fünf Knirpse vom Alster-Nachwuchs im Publikum stimmten ein „Uhlenhorst, wir hören nichts“ an, und die Uhlenhorster Bambinis zogen sich bedröppelt wieder auf den Kinderspielplatz nebenan zurück. Wobei einer von ihnen noch vor dem Spiel stolz sein Trikot spazieren geführt hatte. Hinten drauf steht Nummer 10 und ein Name: Bergkamp. Fußball ist doch nicht so weit weg. Peter Ahrens