Kollegen auf der Palme

■ Einzelhandel: Tarifstreit weitet sich aus

Im Bremer Einzelhandel stehen die Zeichen auf Sturm. Bei den Tarifverhandlungen ist bereits die zweite Runde gescheitert. Jetzt wollen die Gewerkschaften die verlängerten Ladenöffnungszeiten an sechs Samstagen ab September in der Innenstadt, im Viertel und in der Bahnhofsvorstadt in die Verhandlungen einbringen. „Wir werden damit den Finger in die Wunde legen“, sagte DAG-Bezirkschef Lutz Kokemüller. Wenn der Senat dem Antrag des Einzelhandelsverbandes zustimme, samstags länger zu öffnen, „bringe das die Kollegen auf die Palme.“ Insgesamt ginge es nur um zwölf Stunden Mehrarbeit. Aber, so Kokemüller, die „Verfügungszeit der Beschäftigten wächst weiter auf ein unzumutbares Maß an“. Mit der Samstagsöffnung soll die Bremer Innenstadt auch in der Zeit des Umbaus attraktiv fürs Einkaufen bleiben.

Warnstreiks seien nicht mehr auszuschließen, wenn auch die dritte Tarifrunde am 28. Juni scheitere. Kokemüller: „Auch die Daumenschraube des unbefristeten Streiks behalten wir uns vor.“ Während die Gewerkschaft – wie im gesamten Bundesgebiet – 5,5 Prozent mehr Lohn fordert, bieten die Arbeitgeber nur 2,2 Prozent. Das sei „viel zu wenig“ angesichts einer Inflationsrate von 3,5 Prozent, betonte Kokemüller.

Arbeitgeber-Verhandlungsführer Norbert Caesar hatte schon mit weiterem Personalabbau für die 28.000 Beschäftigten im Bremer Einzelhandel gedroht, wenn die Löhne weiter stiegen. Die Gehälter der Beschäftigten seien in den letzten Jahren um rund 20 Prozent gestiegen, die Umsatzzuwächse hätten im gleichen Zeitraum nur bei fünf bis sieben Prozent gelegen. Kokemüller: „Das ist ein Totschlagargument. Mit Jobabbau drohen sie, egal ob wir 5 oder 25 Prozent mehr Lohn fordern.

ksc