Erst Striptease, dann Meisterschaft

Erst zum dritten Mal nach 1942 und 1983 wird der AS Rom mit einem 3:1 gegen Parma italienischer Fußballchampion

BERLIN taz ■ Turbulente Szenen brachte der Schlusstag der italienischen Serie A. Sowohl die Partie des Tabellenführers AS Rom als auch die von Verfolger Juventus Turin musste kurz vor Schluss für mehrere Minuten unterbrochen werden, weil Fans in Scharen auf das Spielfeld liefen. In Rom taten sie dies nach Batistutas Tor in der 77. Minute zum 3:0 gegen den AC Parma, um den dritten Meistertitel der Vereinsgeschichte zu feiern.

Den Spielern des römischen Klubs, der es mehrfach versäumt hatte, den Titelgewinn schon vorher perfekt zu machen, wurden sogar die Kleider vom Leib gerissen, der Franzose Candela stand zeitweise nur in Slip und Fußballschuhen auf dem Platz, auch Totti büßte seine Hose ein. In Turin herrschte hingegen Enttäuschung. Nur eine Niederlage der Römer hätte Juve, das sich gegen Bergamo mit 2:1 durchsetzte, doch noch zur Meisterschaft verholfen. Die Hauptstädter waren gegen Parma jedoch schon in der ersten Halbzeit durch Totti (19.) und Montella (38.) mit 2:0 in Führung gegangen und siegten am Ende 3:1.

Ortsrivale Lazio, der auch noch geringe Chancen hatte, seinen Titel zu verteidigen, verlor in Lecce mit 1:2, spielt aber ebenso wie Parma in der Qualifikation für die Champions League. Im Uefa-Cup stehen Inter Mailand, der AC Mailand (trotz eines bierhofffreien 1:2 bei Reggina) und Florenz als Pokalsieger. Unglücklich verlief der letzte Spieltag für Vicenza (3:2 bei Udinese) und den SSC Neapel (2:1 in Florenz), denen ihre Auswärtssiege nichts mehr nützten. Da auch Verona, Reggina und Lecce gewannen, müssen beide Klubs zusammen mit Bari in die Serie B. Den vierten Absteiger ermitteln Verona und Reggina in zwei Spielen.

Der AS Rom war mit beträchtlicher Nervosität ins abschließende Spiel gegangen, das 2:2 letzte Woche in Neapel hatte der Mannschaft mächtig zugesetzt. Beim Brasilianer Emerson wurden ungute Erinnerungen an die letzte Bundesligasaison wach, wo er mit Bayer Leverkusen in Unterhaching erleben musste, wie schnell Titelträume platzen können. Stürmer Montella war in Neapel sogar auf Trainer Fabio Capello losgegangen und hatte ihn wüst beschimpft, weil der Coach ihn zunächst lange auf der Bank schmoren ließ. Gestern brachte Capello seinen heißblütigen Angreifer, der sich im Laufe der Woche entschuldigt hatte, lieber gleich und wurde prompt mit dem Tor zum 2:0 belohnt.

Schon vor dem Spiel erglänzte die römische Innenstadt in den Vereinsfarben Rot und Gelb. Die Fans des Klubs, die vorwiegend in der Stadt zu Hause sind, während die Anhängerschaft von Lazio eher aus dem Umland kommt, bereitete sich mit ungebrochenem Optimismus auf ihre größte Siegesfeier seit 18 Jahren vor, die dann um 17.03 Uhr endlich beginnen konnte. MATTI