Polizeihaus wird Bücherburg

■ Verträge nach langen Verzögerungen unterschrieben / Eröffnung Sommer 2003

Nach einer schier endlosen Kette von Verzögerungen kann jetzt mit dem Umbau des Polizeihauses am Wall zur neuen Zentrale der Stadtbibliothek begonnen werden. Wie Bibliothekschefin Barbara Lison gestern sagte, wurden die Verträge mit Kultursenator Bernt Schulte (CDU) und der Baufirma Zechbau am Montag unterschrieben. Nach Angaben des Zechbau-Geschäftsführers Wolfrat Voigt sollen die Bauarbeiter im Juli anrücken. Im Frühjahr 2003 soll das 50-Millionen-Mark-Projekt fertig sein.

Die Stadtbibliothek wird in dem knapp 100 Jahre alten Gebäude rund 6.000 Quadratmeter beziehen und nach Lisons Berechnungen rund 3.000 BesucherInnen am Tag anlocken. Voraussichtlich im Sommer 2003 will die Bücherei ihre Zentrale vom Schüsselkorb auf drei Altbauetagen sowie in einen Neubau auf dem Hof des Polizeihauses verlegen. Hinzu kommen die Bestände der Bibliothek Neustadt und der Musikbibliothek. Rund 1,5 Millionen Mark Miete werden dafür jährlich fällig.

Auf den übrigen rund 7.100 Quadratmetern sollen neben der Polizeiwache 6 Gastronomie, Läden und Büros untergebracht werden. Nach Entwürfen des Bremer Architekten Thomas Klumpp (Marterburg, Congress-Centrum, Universum) wird für die Läden ein neuer ebenerdiger Eingang am Wall in die burgähnliche Außenwand gerissen. An der Gastronomiemischung wird nach Voigts Angaben noch gearbeitet. An den Büroflächen haben vor allem Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer Interesse angemeldet.

Die Stadtbibliothek kann die seit vielen Jahren geforderte neue Zentrale nur in Verbindung mit dem so genannten Eins-plus-vier-Konzept finanzieren. Demnach gibt es neben der Hauptstelle in der Innenstadt größere Filialen nur noch in Bremen-Nord, Huchting, Gröpelingen und voraussichtlich in der Vahr. Der scheidende Kultursenator Bernt Schulte appellierte gestern an die Bürgerschaftsfraktionen, das vom Senat bereits beschlossene Konzept nicht wieder zu ändern. Doch vor allem in Bremen-Nord und im Bremer Osten regt sich Protest gegen das Konzept, der auch bei Abgeordneten angekommen ist. „Wenn die Politiker mehr Filialen wollen, müssen sie das auch bezahlen“, sagt Barbara Lison. ck