Berliner Grüne haben Klotz am Bein

Sibyll Klotz grüne Spitzenkandidatin in Berlin? Bundestagsabgeordnete bringen EU-Kommissarin Schreyer ins Spiel

BERLIN taz ■ Die Berliner Grünen scheinen sich auf Sibyll Klotz als Spitzenkandidatin für Neuwahlen in der Hauptstadt geeinigt zu haben. Von der Bundespartei erhielt Klotz jedoch noch keinen Segen. Ganz im Gegenteil: Dort wachsen offenbar die Zweifel, ob die Fraktionschefin der Berliner Grünen prominent genug ist, um gegen Klaus Wowereit und Gregor Gysi zu bestehen. In der Partei befürchten viele, die Grünen könnten zwischen SPD und PDS zerrieben werden.

Deshalb brachten gestern zwei Bundestagsabgeordnete die EU-Kommissarin Michaele Schreyer als Spitzenkandidatin ins Spiel. „Wir haben eine geeignete Fachfrau in Brüssel, die auch noch etwas von Finanzen versteht. Die muss jetzt ran“, sagte Werner Schulz der taz. Die Berlinerin Franziska Eichstädt-Bohlig plädierte ebenfalls für die Umweltsenatorin des rot-grünen Senats von 1989/90: „Sollte Michaele Schreyer morgen erklären, sie macht’s, dann wäre das eine treffsichere Lösung.“

Auch Katrin Göring-Eckardt, parlamentarische Geschäftsführerin der grünen Bundestagsfraktion, deutete an, dass der von Parteichefin Claudia Roth geäußerte Wunsch, eine Frau solle grüne Spitzenkandidatin in Berlin werden, nicht automatisch auf Sibyll Klotz hinauslaufen muss. „Ich weiß, dass die Grünen noch auf Kandidatensuche sind“, sagte Göring-Eckardt, „und ich denke nicht, dass das vor irgendwelchen Grenzen Halt macht.“ Zugleich bezeichnete sie eine Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP als eine mögliche Alternative zu einem rot-rot-grünen Senat in Berlin.

Die Berliner Grünen haben sich klar für eine Kandidatin aus ihren eigenen Reihen ausgesprochen. Sibyll Klotz schloss gegenüber der taz zum ersten Mal nicht aus, als Spitzenkandidatin in Berlin ins Rennen zu gehen. „Mich würde das reizen“, sagte sie. JENS KÖNIG/PATRIK SCHWARZ

brennpunkt SEITE 3, portrait SEITE 12