Weder Märchen noch die Wahrheit

betr.: „PDS wieder mal eingemauert“, taz vom 16. 6. 01

Der DDR wurde seitens der BRD von Anfang an das Lebensrecht bestritten. Wer rübermachen wollte, musste sich nicht einer aufwendigen, hochnotpeinlichen Prozedur unterziehen, ob er denn nun wirklich politisch verfolgt ist. Sondern weil er ja auch Deutscher war, war seine natürliche Heimat der demokratische Kapitalismus, sodass ihm zum Start auch finanziell unter die Arme gegriffen wurde.

Ein solches Angebot für junge, arbeitsfähige, zum Teil teuer ausgebildete DDR-Bürger, war angesichts des damals leergefegten westdeutschen Arbeitsmarktes selbstredend verführerisch. Kurzum, die DDR stand vor dem ökonomischen Kollaps. Dass die Sowjetunion angesichts ihrer Erfahrungen von 1941–1945 nunmehr einen Anschluss der DDR an ein explizit antikommunistisches Westdeutschland so einfach hingenommen hätte, konnte kein Mensch glauben.

Um des lieben Friedens willen fanden sich die Westmächte mit dem Mauerbau ab. Dass sich der reale Sozialismus nicht anders zu helfen wusste, ist sicherlich kein Ruhmesblatt, was auch Porsch so sieht. Wenn nun aber Porsch gemeint hat, er dürfe jetzt einfach eine so krude wie wahre Geschichte berichten, nachdem sich Märchenerzählungen à la SED von wegen „antifaschistischer Schutzwall“ erledigt haben, beweist allerdings, dass er falsche Konsequenzen gezogen hat und nicht auf dem Niveau bundesdeutscher Politheuchelei angekommen ist. Insofern hat er sich für höhere Aufgaben in der PDS disqualifiziert.

CDUCSUFDPGrüneSPD und auch einige PDS-Reformer wären vielleicht zufrieden, wenn die PDS Folgendes rausbetet:

„Wir haben 1961 aus lauter menschenverachtender Verblendung eine Todesmauer gebaut. Wir hätten schon damals einsehen müssen, dass der demokratische westdeutsche Kapitalismus, entschuldigen Sie, die freiheitlich-demokratisch-rechtsstaatlich-menschenwürdige sozialmarktwirtschaftliche Bundesrepublik, eine bessere Möglichkeit für eine humane, wenn nicht sozialistische Gesellschaft bietet als unser Unrechtsstaat DDR. Wir hätten die sowjetischen Truppen in der DDR entwaffnen, das Berliner Stadtschloss wiederaufbauen und uns bei der westdeutschen Justiz, die mit ehemaligen NS-Richtern gut besetzt war, reumütig zur Strafverfolgung melden sollen. So was wie Sozialismus wollen wir nie wieder tun.“ KLAUS PRIESUCHA, Oldenburg