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■ Urdrüs wahre KolumneIm Geiste neuer Spiritualität

Er will politisch nicht mehr groß was werden, sieht in Bade-shorts und Morgenmantel vermutlich fast so reizvoll aus wie ich und nimmt wohl gern mal ein Stück Kuchen mehr: eigentlich könnte Peter Kudella einer meiner besten Freunde sein. Isser aber nicht – solange er als Moderator am runden Tisch zur Zukunft von Parzellistan am Waller Fleet noch der fixen Idee anhangt, es gäbe irgendeine Chance, mit Gartenheimern und anderen Anhängern des einfachen und gleichzeitig reichen Lebens über ihre Existenz zu verhandeln. „Bereinigung“ dieses Biotops zugunsten irgendwelcher gewerblichen Schweinekoben ist auch mit den Wichteln und Zwergen nicht zu machen, die hier zwischen Holzkohlegrill, Miniaturwindmühle und Hollywoodschaukel heimisch sind. Wirf dein Herz über die Hürde, Peterle, setz dich zum Erbsenpalen neben mich auf die Bank und lass die Schergen und Büttel des Bauordnungsamts pfeifchenrauchend das Gesäß des großen Weltgeistsküssen! Dann kann das noch was werden mit uns zwei beiden ...

Na endlich – die Bremer Bahnhofsmission bleibt, zieht gar zum Juli in größere Räume um und die geneigte Kundschaft von der Platte hat jetzt auch noch so eine schöne Rasenfläche auf dem Vorplatz: Manchmal kann man diese Stadt durchaus als lebenswerten Raum für alle schätzen. Und empfehle ich die aktuelle Spenden-Sammlung der Bahnhofsmission Ihrer geschätzten Großzügigkeit – die weiße Papierblume edler Denkungsart gibt es sogar gratis dazu!

Wie Ziethen aus dem Busch spritzt wieder mal unser schneidigerFinanzsenator Hartmut nach vorn und fordert „einen effektiveren Umgang mit öffentlichen Immobilien“. Als kleiner Westentaschenkönig über die bremischen Liegenschaften weiß er natürlich, dass er selbst der Adressat dieses Ansinnens ist – zumal der langjährige Abteilungs-Schludrian des immobilen Milliardenvermögens, „BIG Ulrich Keller“, ja inzwischen wegen seiner ausgewiesenen (!) Fähigkeiten zum öberschten Wirtschaftsförderer des Städtchens mit schlappen 500.000 Mark Jahresgehalt gemacht wurde. Und dann haut er mit dem Hämmerchen das Sparschwein ... kaputt!

Ein rotes T-Shirt in XL mitPantherkopf als Emblem weckt mein Interesse auf dem Grabbeltisch im Sonderpostenmarkt Haddidi in Gröpelingen, und wie ich noch verträumt nach der Preisauszeichnung suche, reißt mir auch schon eine Kundin das Teil aus der Hand mit den Worten: „Da sehnse doch lächerlich mit aus. Sowas passt viel besser zu meinem Mann“. War das nun hilfreich oder voll gemein?

Zum Volksfest gegen Rechts am kommenden Samstag in Vegesack wünscht sich Thomas Pörschke von den grünen Einfaltspinseln, dass die Original-Berliner Bügelfalte Kuno Böse kommt, um den Nazigegnern ein Grußwort zu übermitteln. Ausgerechnet Böse, der schließlich die Verantwortung dafür trägt, dass kein Verbot gegen das Treffen des NPD-Pöbels erwirkt wurde. Manchmal kann man das mit der Bündnispolitik nun wirklich zu weit treiben... Außerdem: hat nicht dieser Kuno gestern schon bei der Demo gegen die Deportation „falscher Libanesen“ die rote Karte von der Basis bekommen? Dann muss man den doch sowieso vom Spielfeld nehmen ...

Dass Bruder Tacke via taz-Leserbrief zur Debatte um die föderale Feiertagsgerechtigkeit so anschaulich verklickerte, dass die Rückkehr zum Katholizismus auch ein Beitrag zu mehr Muße wäre, lässt den weltoffenen Calvinisten in mir nicht ruhen: Wie wäre es denn, wenn wir im Geiste einer neuen Spiritualität die hohen Feste aller Weltreligionen als gemeinsame Feiertage heiligen würden, die hierzulande mit nennenswerten Populationen vertreten sind? Ein Thema, das spätestens bis zum ökumenischen Kirchentag in Berlin positiv bearbeitet sein sollte, meint jedenfalls

Ulrich „Zwingli“ Reineking

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