Agrarfabriken müssen auf Öko umsatteln

EU-Minister: Obergrenze für Bullenmast bei 90 Tieren. Sonst gibt es Subventionen nur gegen Öko- und Sozialstandards

BERLIN taz ■ Die Agrarwende erreicht jetzt auch die Rindermast. Riesige Betriebe mit mehreren hundert Bullen, die es vor allem in Ostdeutschland gibt, müssen in Zukunft ökologische und soziale Kriterien erfüllen, wenn sie weiterhin Subventionen erhalten wollen. Dieses Detail des EU-Agrarministertreffens vom Dienstag wurde jetzt bekannt.

Bereits im Frühjahr hatte EU-Agrarkommissar Franz Fischler vorgeschlagen, nur noch Prämien bis zur Größe von 90 Bullen pro Hof zu zahlen. Die Regelung wurde von der deutschen Agrarministerin Renate Künast damals abgelehnt, weil sie die Betriebe im Osten Deutschlands benachteiligt hätte. Dort weiden teilweise riesige Bullenherden auf den großen Ländereien der ehemaligen DDR-Betriebe. Kritische Bauern hatten die 90-Bullen-Grenze in der Vergangenheit immer wieder gefordert, weil von der jetzigen ungebundenen Subventionspraxis nur ganz wenige kapitalstarke Höfe profitieren. Angaben des „Deutschen Bauernbunds“ zufolge machen in den Ost-Ländern diese Riesenhöfe nur zwischen 3 und 8 Prozent der Höfe aus, kassieren aber gut zwei Drittel der Prämien. Auch fließe das Geld oft in den Westen, wo die Besitzer der Riesenhöfe herstammten.

Künast hatte dagegen davor gewarnt, die großen Betriebe pauschal als schlecht zu brandmarken. Nun bekommen die großen Betriebe eine Chance, wenn sie sich umsteuern lassen: Von der eigentlichen Betriebsobergrenze von 90 Tieren kann es „Ausnahmeregelungen“ geben, die an „Umwelt- und Beschäftigungsaspekte“ geknüpft sind. Wer also bei der Agrarwende mitmacht und Arbeitsplätze schafft, Lehrlinge einstellt oder Futter aus der Region verwendet, kann sich Hoffnung machen, weiterhin Geld für seine große Herde zu bekommen. Die Kriterien werden vom Verbraucherministerium festgelegt.

Mit dem Beschluss zielt die EU vor allem darauf, den Rinderbestand zu senken und die Fleischpreise stabil zu halten. Gleichzeitig legten die Agrarminister nämlich fest, dass nur noch 2001 zwei Kühe pro Hektar stehen dürfen, um Subventionen zu bekommen. 2002 soll die „Viehbesatzdichte“ auf 1,9 und im nächsten Jahr auf 1,8 gesenkt werden. Dafür soll die Union künftig bis zu 500.000 Tonnen Rindfleisch aufkaufen können, wenn der Markt noch einmal zusamenbrechen sollte. BERNHARD PÖTTER

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