Lokalkoloratur
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Es gab doch mal den Kalenderspruch des sturmfluterprobten Hamburger Märchenonkels Helmut Schmidt: „Sich mit der Bild-Zeitung anzulegen, ist politischer Selbstmord.“ Ach, hätten seine Enkel doch damals auf seinem Schoß sitzend seinen Geschichten besser zugehört, statt nur Bonanza und Percy Stuart zu gucken. Sie hätten sich Ärger erspart. Nehmen wir doch einfach mal die schnauzbärtige Diseuse Ortwin Runde: Die ruft doch tatsächlich bei Bild-Chefredakteur Kai Dieckmann an, um sich auszuweinen, dass die böse Zeitung immer so schlecht über die über jeden Zweifel erhabenen Leistungen des rot-dominierten Senates berichtet. Ja, Potzblitz. Die Bild-Zeitung, Sturmgeschütz der Sozialdemokratie, Pflichtlektüre der Arbeiterbewegung, der Vorwärts des kleinen Mannes, berichtet jetzt schon abfällig über eine SPD-Regierung. Ja, kann man sich als Sozi denn auf gar nichts mehr verlassen? Und dann noch Dieckmann, der Leib- und Magenbiograph des SPD-Urgesteins Helmut K., den alle nur ehrfürchtig den roten Riesen nennen. Das war auch richtig, dass Runde da mal auf den Putz gehauen hat. Dass jetzt erst recht bis zur Wahl völlige Funkstille zwischen Bild und Senat herrscht, kann der reinen Glaubens handelnde Bürgermeister ja wirklich nicht vo-rausahnen. aha