Scharfe Schnitte bei Vivantes

Die städtische Klinik GmbH Vivantes muss sparen. Deshalb wird massiv umstrukturiert. Fünf Kliniken sollen vor allem Grundversorgung anbieten. 2.000 Arbeitsplätze gehen verloren. Grüne befürchten Versorgungslücken in einzelnen Regionen

von RICHARD ROTHER

Die städtische Klinik GmbH Vivantes hat massive Finanzprobleme. Deshalb wird die aus neun Kliniken bestehende GmbH völlig neu strukturiert. Während die Kiezkrankenhäuser künftig die medizinsche Grundversorgung und einzelne Spezialbereiche übernehmen, sollen hochspezialisierte medizinische Leistungen wie etwa Tumorbehandlung nur noch in drei so genannten Kompetenzzentren angeboten werden: im Krankenhaus Friedrichshain, im Klinikum Neukölln und in Spandau. Das sieht unter anderem das Reorganisierungskonzept vor, das der neue Chef der städtischen Klinik GmbH Vivantes, Wolfgang Schäfer, gestern vorstellte. Damit will Schäfer jährlich rund 150 Millionen Mark einsparen. Der Aufsichtsrat muss noch zustimmen.

Schäfer kündigte zugleich an, keines der bestehenden neun Krankenhäuser schließen zu wollen. Allerdings werden in einzelnen Häusern gravierende Schnitte vollzogen, die Anzahl von 58 so genannten medizinischen Einrichtungen will Schäfer auf 46 oder 47 reduzieren. So soll das Wenckebach-Krankenhaus in Tempelhof zu einem Klinikum für Altersmedizin umgewandelt werden. Hintergund ist die demografische Prognose, dass sich der Anteil der über 65-Jährigen an der Bevölkerung bis zum Jahr 2030 verdoppeln wird. Die altersmedizinischen Abteilungen des Max-Bürger-Zentrums sollen in das Wenckebach-Krankenhaus integriert werden; die frei werdenden Gebäude werden anschließend verkauft.

Einschnitte sind auch in Prenzlauer Berg vorgesehen: Die gerade erst aufgebaute HIV-Abteilung soll aufgelöst und in die Spezialabteilung des Schöneberger Auguste-Viktoria-Krankenhauses integriert werden. Vivantes könne es sich nicht leisten, in einer Stadt zwei Mal die gleichen hoch spezialisierten medizinischen Leistungen vorzuhalten, so Schäfer. Das medizinische Angebot für die Berliner werde sich aber durch die Umstrukturierung nicht verschlechtern, sondern eher verbessern. Der Grünen-Gesundheitsexperte Bernd Köppl befürchtete gestern allerdings, dass es zu „Versorgungslücken“ kommen könne. Ansonsten begrüße er das Vivantes-Konzept. Es sei höchste Zeit, dass die nicht primär medizinischen Leistungen – etwa Labor, Apotheke und Pathologie – ausgelagert und konzentriert würden. Zudem sollen die nicht medizinischen Bereiche wie Wäschereien, Catering und Facility Management in einem Versorgungszentrum zusammengefasst und somit Einsparungen erzielt werden. Die Umstrukturierung von Vivantes wird allerdings Arbeitsplätze kosten. Im Gespräch sind etwa 2.000 der bisher knapp 16.000 Stellen. Betriebsbedingte Kündigungen schloss Schäfer jedoch aus.