Gasmasken in Pampers

Österreich fürchtet beim Weltwirtschaftsforum in Salzburg gewalttätige Demonstranten und führt die Grenzkontrollen wieder ein

WIEN taz ■ Gewaltbereiten Berufsdemonstranten, die das Weltwirtschaftsforum in Salzburg (1. bis 3. Juli) stören wollen, wird empfohlen, sich als urlaubende Familien zu tarnen. So darf man das Versprechen von Sicherheitsdirektor Erik Buxbaum verstehen, harmlose Urlauber sollten möglichst wenig durch die verschärften Grenzkontrollen behelligt werden.

Österreich setzt an den Grenzen zu Deutschland und Italien das Schengen-Abkommen bis zum 3. Juli aus. Wer Transparente auf dem Gepäckträger mitführt, muss damit rechnen, zurückgeschickt zu werden. Gasmasken sind besser in Pampers-Kartons zu verbergen. Wer Österreich urlaubshalber ansteuert, sollte seinen Pass nicht vergessen und erhebliche Wartezeiten einkalkulieren. Schon gestern verlief der Einreiseverkehr in Salzburg „schleppend“. Mehr als 5.000 Sicherheitsbeamte rüsten sich für den größten Einsatz der Zweiten Republik. Doch das Image der Mozart-Stadt soll durch Gewaltakte möglichst nicht beschädigt werden.

Nach den Krawallen von Göteborg ist die Regierung entschlossen, Ausschreitungen gar nicht erst zu riskieren. Demonstrationen wurden in Salzburg überhaupt nicht zugelassen. Einzig eine von der KPÖ angemeldete Kundgebung auf dem Bahnhofsplatz wurde für Sonntag genehmigt. Attac, die Vereinigung für die Besteuerung internationaler Devistentransaktionen, hat zu einem Gegenkongress eingeladen. Der findet einen Tag vor dem offiziellen Forum statt. Das Gelände um das Konferenzzentrum wird weiträumig abgesperrt. Die Veranstalter hoffen, dass die Anarchos, die den Sicherheitsbehörden in ihrer Mehrzahl namentlich bekannt sein sollen, ihre Kräfte für den G-8-Gipfel am 20. Juli in Genua schonen.  RALF LEONHARD