vorlauf
: Ein guter Mensch aus Schweden

„Henning Mankell“

(23.15 Uhr, Arte)

Er ist in seinem Land beliebt wie ein Vater, dessen moralische Strenge man nicht immer gerne hat, zugleich aber braucht, um sich an ihr beweisen zu können: Henning Mankell, Schwede, Romanautor mit Bestsellerqualitäten.

Wilfried Hauke hat ihn im Auftrag des ZDF porträtiert und ist ihm hierfür nicht nur nach Schonen gefolgt, der südschwedischen Provinz, wo das Gros der von Mankell erdachten Morde stattgefunden hat, sondern auch nach Maputo, der Hauptstadt von Mosambik. Dort lebt Mankell die Hälfte des Jahres, weil er dort als Prinzipal eines Theaters arbeitet.

Mankell kommt ausreichend zu Wort. Nichts aber an seinen Aussagen ist wirklich überraschend, jeder Mainstreamschriftsteller der Siebzigerjahre (Engelmann, Wallraff) hat so geredet. Er findet die Welt schlecht, besser: kapitalistisch, was die Menschen böse und anfällig für Verbrechen mache. Sein Glaube an das Gute im Menschen sei untilgbar, und deshalb schreibe er auch über die Welt und warum die Menschen in ihr so geworden sind.

Autor Hauke bricht diese Selbstauskünfte mit Aufnahmen aus Mankells Geburtslandschaft, dem Härjedalen, im schwedischen Hinterland. Mit leuchtend klaren Bildern will er die Person Mankell kenntlich machen als einen, der versucht, sich von seiner Herkunft zu befreien, um seinen eigenen Weg zu gehen.

Denn den ist Henning Mankell erfolgreich gegangen. Das weiß man, wenn man seine schauerlichen Romane um Kommissar Kurt Wallander kennt und seinen Erfinder für einen guten Erzähler hält. Aber die Crux dieses Porträts ist leider, dass Hauke nicht wirklich an seinem Objekt interessiert scheint: Was sind die dunklen Zimmer in dem Haus namens Mankell, wie die Ehefrau des Schriftstellers sagt? Welches Mobiliar ist dort zu sehen? Welchen Wunsch trägt Mankell in sich ab, wenn er einen gut Teil seines Lebens im südlichen Afrika verbringt?

Das Porträt ist als Appetitmacher auf die Verfilmung der Mankell-Krimis zu verstehen. Das ZDF ist deren Koproduzent. Womöglich hat sich deshalb ein allzu naher Blick auf den Bestsellermann verboten. JAF