filmstarts à la carte
: Kaiserliche Warmsanierung

■ Seine Vielseitigkeit hat Peter Ustinov im Laufe der Jahre zur Genüge unter Beweis gestellt: als Schauspieler im Kino und auf der Bühne, als Autor von Theaterstücken und witzigen Memoiren, als Opern- und Filmregisseur sowie als Moderator, Conférencier und Unicef-Botschafter. Doch trotz seiner multiplen Talente blieb die Arbeit in Hollywood für ihn eine zwiespältige Angelegenheit. Die Erfahrung als Regisseur in der Filmmetropole beschrieb Ustinov in einer Anekdote, von der man eigentlich gar nicht wissen möchte, ob sie sich nicht vielleicht wirklich so zugetragen hat: „Eines Tages bekam ich einen Anruf von MGM: Sie haben da ein Bordell in ihrem Film - könnten Sie daraus vielleicht ein Bordell für die ganze Familie machen?“ Der Schauspieler Ustinov fiel hingegen immer wieder dem „Typecasting“ zum Opfer, über das er sich bitterlich beklagte: „Ich spielte entweder Kaiser, Kriminelle, Sklaven oder Sträflinge.“ Nicht ganz unschuldig daran war zweifellos sein unvergessliches Porträt des Kaisers Nero in Mervyn Le Roys Historienfilm „Quo vadis?“ (1951). So dürfte das Publikum Ustinov in Erinnerung haben: lorbeerumkränzt und mit der Lyra in der Hand vor dem Hintergrund des brennenden Rom ein Loblied auf das Feuer singend. Doch richtig böse kann man dem wahnsinnigen Herrscher nicht sein: Mit seiner rundlichen Gestalt und den großen Augen in einem feisten Gesicht mit Doppelkinn besitzt Ustinov eher die Ausstrahlung eines über die Maßen verhätschelten und unartigen Kindes, das mit riesigen Architekturmodellen spielt und die Tragweite seiner Entscheidungen nicht ermessen kann.

„Quo vadis?“ (1951) 4. 7. im Freiluftkino Museumsinsel

■ Warum einen Gag nur einmal nutzen, wenn man ihn auch mehrfach zur Anwendung bringen kann, dachten sich die Verantwortlichen des Hal-Roach-Studios, wo Stan Laurel und Oliver Hardy seit Mitte der 20er- Jahre arbeiteten. So basierten die abendfüllenden Tonfilme des Komikerduos denn auch meist auf Situationen, die sie zuvor schon einmal in ihren 2-reel-comedies durchexerziert hatten. Während sich „Die Klotzköpfe“ (Block-Heads; 1938; Regie: John G. Blystone) mehr oder weniger als Remake von „Unaccustomed As We Are“ (1929; Regie: Lewis R. Foster) entpuppt, spielt „Die Wüstensöhne“ (“Sons of the Desert“; 1933; Regie: William Seiter) ein in „We Faw Down“ (1928; Regie: Leo McCarey) etabliertes Schema um das Thema Ehekrieg noch einmal durch: Stan & Ollie möchten sich eine harmlose Vergnügung gönnen (in diesem Fall die Teilnahme am Jahrestreffen ihrer albernen Loge „Sons of the Desert“), doch Mrs. Hardy ist strikt dagegen. Also denken sich die zwei einen komplizierten Plot aus, um sich doch noch davonstehlen zu können. Natürlich fliegt die Chose letztlich auf - und der Höhepunkt der Komik ergibt sich aus der Konfrontation der beiden Sünder, die an ihrem abstrusen Lügengerüst festhalten, mit ihren Frauen, die längst alles durchschaut haben. Laurel & Hardy sind die ewigen Verlierer des amerikanischen Traumes: Stets befinden sie sich auf der Suche nach bescheidenem Erfolg oder privatem Glück - nur um sogleich feststellen zu müssen, dass ihre spießige kleine Welt eine von keifenden Gattinen und hysterischen Nachbarn bevölkerte Hölle ist, die sodann auch noch buchstäblich in Trümmer fällt.

„Die Wüstensöhne“ 28. 6.-4. 7. im Broadway D; „Die Klotzköpfe“ 28. 6.-4. 7. im Filmtheater am Friedrichshain 3 und in der Passage 5

■ Betrachtet man Franz Caps „Die Spur führt nach Berlin“ allein unter dem Aspekt der - ziemlich schwunglosen - Inszenierung, so gibt es kaum einen Grund, sich von diesem deutschen Nachkriegskrimi ins Kino locken zu lassen. Faszinierend ist in der Story um einen amerikanischen Anwalt, der mit Hilfe von Interpol einer Geldfälscherbande das Handwerk legt, lediglich die Topografie: Das durchaus spektakuläre Finale spielt im damals noch fast völlig zerstörten Reichstagsgebäude, an dessen Säulen man selbst die kyrillischen Graffiti noch gut erkennen kann.

„Die Spur führt nach Berlin“ 3. 7. im Filmkunsthaus Babylon 2

Lars Penning