Auf nach Hamburg!

■ Uni-AStA will ein Semesterticket bis zum niedersächsischen Horizont: Für wenig Geld nach Hamburg, Hannover und Osnabrück / Bahn will auch, aber nicht so billig

„Na, wollten Sie nicht in Rotenburg aussteigen?“, fragt der rotgesichtige Schaffner und zwingt die sparsame Bahnreisende mit Semesterticket zu fadenscheinigen Ausreden. „Öh, ich habe mir überlegt, doch nach Hamburg zu fahren. Wissen Sie, meine Großmutter hat mich gerade eben auf dem Handy angerufen und zum Tee eingeladen.“

Bisher gilt das Bremer Semesterticket für alle Studierenden auf den Strecken nach Hannover, Hamburg und Osnabrück nur im VBN-Bereich und auf einigen Stichstrecken der Bahn – IC- und ICE-Züge ausgenommen. „Theoretisch muss man auf dem Weg nach Hamburg in Rotenburg aussteigen und mit einem neuen Ticket weiterfahren“, heißt es vonseiten der VBN. Praktisch fahren viele auf der VBN-Strecke für lau und haben ein zweites Ticket für die Reststrecke gelöst. Oder auch nicht und hoffen, der Schaffner fragt kein zweites Mal.

Diese billigen Zitterpartien könnten bald der Vergangenheit angehören. Der AStA der Universität Bremen will mit der DB über eine Erweiterung des Semestertickets verhandeln. Der Bedarf wurde vergangene Woche bei einer Umfrage unter 2.655 Studierenden ermittelt. Danach wünschen sich 93 Prozent ein Ticket bis Hamburg, Osnabrück und Hannover. Etwas mehr als die Hälfte aller Befragten will aber nicht mehr als 20 Mark zusätzlich pro Semester investieren – bisher kostet das Ticket 90 Mark im Halbjahr.

Die DB hält dagegen 40 Mark für ein „super Angebot“. „Billiger geht es nicht“, sagt Frank Habeck, zuständig für Tarife. Sonst könne man die Bahncard gleich „in den Mülleimer werfen“. Eine Hin-und-Rückfahrt von Rotenburg nach Hamburg kostet mit Bahncard zurzeit 20,20 Mark, Verden-Hannover 23,40 Mark und Lemförde-Osnabrück nur 10,40.

Nils Stegemann vom AStA findet 40 Mark trotzdem zuviel und hofft, das Angebot noch runterhandeln zu können. Schließlich ginge es auch um eine „vernünftige Verkehrspolitik“ und darum, „eingefleischten Autofahrern“ die Wonnen des Bahnfahrens näher zu bringen.

Auch die konservative Opposition findet dieses Mal nicht zu meckern an der AStA-Politik. Jörg Schierholz vom Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS) glaubt zwar, dass einigen Studierenden schwer zu erklären ist, warum sie mehr als 100 Mark für ein Ticket ausgeben sollen, das nicht alle brauchen. Persönlich befürwortet er aber den Plan. „Dann können die Studierenden auch auf die besser ausgestatteten Bibliotheken anderer Unis zurückgreifen.“

Die Verbindung von billig-Bahnfahren und Studium ist auch im Interesse der DB. „Wir wissen, dass das Ticket auch zur Freizeitgestaltung genutzt wird, aber eigentlich ist das nicht Sinn der Sache“, sagt Habeck. Deshalb werde es auch kein Semesterticket zu den Nordseeinseln geben. Muss ja auch nicht, gibt es ja schon. Von Norddeich und Esens ist es nur noch ein Katzensprung zum Inselstrand. Dort lässt sich ganz hervorragend das Meer studieren.

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