Zum sechsten Mal Zinssenkung in den USA

US-Notenbank begründet den Schritt damit, dass sie größere Gefahr in einer Rezession sieht als in einer Inflation

BERLIN/NEW YORK taz/rtr ■ Die amerikanische Notenbank hat am Mittwochabend zum sechsten Mal in diesem Jahr den Leitzins gesenkt. Der liegt nun bei 3,75 Prozent – 0,75 Prozentpunkte unter dem Leitzins in der Eurozone. Anfang des Jahres hatte der US-Zins mit 6,5 Prozent noch um fast zwei Prozentpunkte über dem europäischen Niveau gelegen.

Die Fed hofft, mithilfe niedrigerer Zisen eine Rezession zu verhindern. Schwacher Konsum, sinkende Gewinne und Investitionen in den USA sowie ein weltweit nachlassendes Wachstum belasteten die Konjunktur, begründete die Fed ihren Entschluss. Ein führendes Konjunkturforschungsinstitut erklärte letzte Woche, womöglich befinde sich Amerika bereits in einer Rezession.

Anders als die Europäische Zentralbank, die laut Vertrag nur auf die Geldwertstabilität zu achten hat, gehört es ausdrücklich zu den Aufgaben der Fed, auch auf Wirtschaftswachstum zu achten und darauf, die Arbeitslosikgeit niedrig zu halten.

In ihrer Erklärung wies die Fed erstmals auf das große Ausmaß der bisherigen geldpolitischen Lockerungen in diesem Jahr hin. Damit hat sie Analysten zufolge signalisiert, dass die Zinsen nach einer weiteren kleinen Senkung nicht weiter reduziert werden. Das könnte die Unternehmen dazu bewegen, bald zu investieren, statt auf noch billigere Kredite zu warten.

Auch wenn die Fed nach dem Zinsentscheid erklärte, dass sie noch immer größere Gefahren im schwachen Wachstum als in steigender Inflation sieht, signalisierten einige führende Fed-Vertreter bereits Besorgnis über eine zu starke geldpolitische Lockerung. So hatte Fed-Gouverneur Laurence Meyer kürzlich gesagt, die Währungshüter müssten vorsichtig sein, beim Gegensteuern gegen eine Rezession nicht die Inflation in die Höhe zu treiben.

In den Konjunkturdaten ist ein Aufwärtstrend der Wirtschaft zwar noch nicht abzulesen, aber einige Frühindikatoren lassen nach Einschätzung von Experten bereits bessere Aussichten erkennen. Niedrigere Energiepreise und die Steuerreform stimulierten die Wirtschaft bereits. Auch sorgen neue Daten über Konsumentenvertrauen und Hausverkäufe für Optimismus. Die größte Gefahr sei aber, dass die Unternehmen angesichts schrumpfender Gewinne noch mehr Investitionen und Arbeitsplätze streichen. Das könnte die Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr wieder zunichte machen. KK