■ H.G. Hollein
: Schelmereien

Die Frau, mit der ich lebe, macht bisweilen dicke Backen. Das liegt an ihrem Hang zu Haselnüssen. Ich bringe ihr immer mal wieder eine größere Portion mit. Die Gefährtin unterstellt mir dann zwar regelmäßig, ich verfolgte heimtückisch ihre Angleichung an mein heimliches Schönheitsideal – den weiblichen Sumo-Ringer –, aber das trifft nicht zu. Mein Humor ist feinerer Art. Manchmal, wenn die Gefährtin mit mahlenden Kiefern auf dem Bett sitzt, klingelt das Telefon. Ich genieße es in solchen Momenten, ihr aus dem Nebenzimmer zuzurufen, sie möge doch mal rangehen. Derweil sitze ich dann am Handy und harre erwartungsvoll der putzigen, wenn auch schwer kaugestörten Artikulationsversuche meines Hamsterweibchens am anderen Ende. Die Gefährtin pflegt mich bei solchen Gelegenheiten mit der unschönen Verwünschung „Du Kind!“ zu belegen. Das mag ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen, und so bin ich denn stets bemüht, mich nur ja meinem Alter entsprechend zu verhalten. Als wir vor ein paar Tagen aus einem verlängerten Wochenende heimkehrten, zog es die Gefährtin sogleich an den Kühlschrank, derweil sie mich anwies: „Bereite doch schon mal das Bett vor.“ Gesagt, getan. Flugs hatte ich die Liegestätte gerichtet, mich meiner Kleider entledigt und in einer – wie ich fand – ansprechenden Pose zwischen die Laken drapiert. Als die Gefährtin ins Zimmer trat, reagierte sie eher gespalten. Zwar stieg ihr die Farbe ins Gesicht, doch war dies kein holdes Erröten, sondern die Folge des Versuchs, einen Mundvoll Mineralwasser sei's zu schlucken, sei's in den geblähten Backen zu halten. Letztlich gelang ihr weder das eine noch das andere und so ruinierte sie meine kunstvolle Lebendplastik mit einem gischtigen Schwall, gefolgt von einem – das muss ich schon sagen – unangemessen hysterischen Kichern. Allein, es hätte schlimmer kommen können. Schließlich lag im Kühlschrank auch noch eine halbweiche Banane.