Güter bis ins Nest gebracht

■ Fünf Bahnen – eine Kooperation. Damit wollen die Verkehrsunternehmen mehr Güter auf die Schiene bringen und LKWs von der Straße holen

Thedinghausen hat noch Anschluss. Nester wie Lemwerder auch. Dort rollen täglich ein paar Güterzüge lang, die Düngemittel oder dergleichen bei den Firmen vor Ort abliefern. Größere und Kleinst-Bahnen mit kaum mehr als zwei oder drei Loks und ein paar Dutzend Mitarbeitern bedienen im Umland seit langem den Gütertransport. Aber jetzt wird groß gedacht: Um in Zukunft mehr Stückgut in die hintersten Ecken zu transportieren, haben sich zum 1. Juli fünf dieser Privat-Bahnen aus Umzu zusammengeschlossen. Sie wollen gemeinsam Aufträge akquirieren, sich gegenseitig mit Loks, Personal und Werkstätten aushelfen und so wieder mehr Güter über die Schiene schicken.

Fünf Privatbahnen gleich fünf Loks. Die eine wie eine Kuh schwarz-weiß gescheckt (Bremen-Thedinghauser Eisenbahn, kurz BTE), andere im blau-gelben Firmen-Logo (Mittelweserbahn), alles fürs Foto kunterbunt aneinander gereiht. Mit dabei sind auch die Delmenhorst-Harpstedter Eisenbahn, die Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB) und die Verden-Walsroder Eisenbahn (VWE). Die Idee dieser fünf Verkehrbetriebe ist simpel: „Einzeln sind wir klein, gemeinsam sind wir stärker“, erklärt Georg Drechsler, Chef der Bremer Straßenbahn und WeserBahn, die seit einem Jahr nach Thedinghausen zuckelt. Und das heißt zum Beispiel schon, sich zu fünft einen Mitarbeiter leisten zu können, der für den Verbund neue Aufträge einholt. „Alleine dagegen hätten wir uns den nicht leisten können“, so Drechsler.

Rund eine Millionen Tonnen an diversen Gütern transportieren die privaten Bahnen derzeit in der Region. Mindestens doppelt so viel wollen sie in zwei oder drei Jahren verschicken, dank besserer Akquise. Aber auch, weil sich der Cargo-Bereich der Deutschen Bahn aus der Fläche zurückzieht. „Das Vakuum, das die Bahn hier hinterlässt, wollen wir nutzen“, hofft Drechsler. Und die alten Bahn-Aufträge fortführen. Mit Großkunden wie der Post wird zum Beispiel gerade verhandelt, auch um zwei weitere Strecken im Süden Bremens.

Leicht haben es die Akquisiteure der Privat-Bahnen nicht mit ihrem Versuch, den LKWs Konkurrenz zu machen. Je nach Lage können sie manchmal günstigere Angebote vorlegen, oft aber auch teurere. Außerdem kommen für die Verkehrsbetriebe hohe Trassenpreise hinzu, die sie an die DB zahlen müssen. Das schlimmste sei aber, dass sich die Auftraggeber längst auf LKWs eingestellt haben: „In Thedinghausen war zum Beispiel lange nicht klar, ob die Strecke erhalten bleibt. Dann haben die Firmen irgendwann eben Laderampen für LKWs gekauft und kein Interesse mehr an Güterzügen“, hat Drechsler oft erlebt. Inzwischen werden nur noch rund 20 Prozent des Güterverkehrs von Bahnen abgewickelt, 80 Prozent donnern per LKW durch die Republik.

Als „absolut sinnvolle Sache“ begrüßt auch der Verkehrs Club Deutschland (VCD) die Kooperation der Privatbahnen. „Die DB hat die Kunden jahrelang verprellt und Anschlüsse gekündigt“, die kleinen Privaten können sich dagegen viel flexibler auf ihre Kunden einstellen, meint Michael Frömming: Und schaffen es damit vielleicht, die Straßen zu entlasten. pipe