Zwischen Hutzauber und echten Zockern

■ Außenseiter gewinnt Deutsches Derby auf der Horner Rennnbahn

Schampuskorken knallen, Kaviarschnittchen werden gereicht, Kopfbedeckungen zur Schau gestellt. Küsschen links, Küsschen rechts. „Der Hut passt wunderbar zu deinem neuen Abendkleid.“ Die High Society hat Ausgang. Wer was auf sich hält, hatte gestern ein Pflichtziel: Die Horner Rennbahn, 132. Deutsches Derby.

Fernab des Schaulaufens. Zwischen Würstchenbuden und Bierzelten tummeln sich die „Leute von nebenan“. Auf Campingstühlen sitzend, schnell noch ein Schlückchen aus der Dose. „Ich weiß noch nicht, auf wen ich im Derby setze. Mein Budget beträgt nur 250 Mark für heute.“ Eine entscheidende Frage macht die Runde: „Ist der Boden weich oder schwer?“ Eine Frage, die für den Favoriten des Derbys zum Stolperstein wird: „Sabiangos Besitzer Andreas Wöhler hat beschlossen, sein Pferd wegen der schlechten Bodenverhältnisse nicht starten zu lassen“, teilt Hans-Ludolff Matthiessen, Schatzmeister des Renn-Klubs, die neue Situation mit.

16 Uhr: In einer Stunde wird es ernst. Die Menschenschlangen vor den Wettbüros werden immer länger. „Ich habe Goethe auf Sieg gesetzt und Limerick Boy auf Platz, mit jeweils 2 Mark fünfzig Einsatz“, geht Christine Bossow auf Nummer sicher. Luise Lingner ist mutiger: „Zehn Mark auf Boreal.“

Kurz nach 17 Uhr: Der Start. Spannende zweieinhalb Minuten und 2400 Meter später: Das Außenseitergespann Boreal mit Jockey Reid gewinnt das Blaue Band. Besitzer Peter Schiergen ist außer sich vor Freude: „Morgen begreift man wohl erst, was man geschafft hat.“ Das Korkengeknall geht im Jubel der Wettkönige unter. Verena Weiße