Strand gut am Alex

Die World Tour der Beachvolleyballer machte Station in Berlin. Die Olympiasieger setzen das Turnier zwar in den Sand. Aber die Veranstalter wollen die WM 2003 holen – vor das Brandenburger Tor

von MARKUS VÖLKER

Dem märkischen Sand, auf dem Berlins Fundamente ruhen und dem nachgesagt wird, er wehe in jede noch so kleine Ritze, glich dem Pulver unter den Füßen der Beachvolleyballer fast bis aufs Korn. Auf dem Alexanderplatz hatten die Veranstalter am Wochenende Strände im Kleinformat aus 1.800 Tonnen feinstem, doppelt gewaschenem Cyclon-Sand angelegt. Der moderne Strandsportler legt ja im Zuge der Professionalisierung seiner Sportart keinen Wert mehr auf naturnahe Sportstätten. Wozu auch, da Beachvolleyball ohnehin zum Artefakt geworden ist, das sich in urbanen Räumen viel eher zu Hause fühlt als auf windumtosten Dünen.

32 Herren-Teams spielen auf der World Tour, nicht nur, um den Zuschauern weltweit ihre geschäftsmäßige Spaßkultur zu präsentieren, sondern vor allem, um Geld zu verdienen. Allein in Berlin wurden 180.000 Dollar Preisgeld ausgeschüttet. An insgesamt zehn Spielorten gibt es vier Millionen Dollar zu verdienen. Dennoch gilt: Das Runde muss nicht zum Fondsmanager, sondern immer noch ins Feld des Gegners. Dort stehen zwei herum, die alles daran setzen, den Sinn des Spiels zu sabotieren.

Olympiasieger, wie die US-Amerikaner Dain Blanton und Eric Fonoimoana, können den Ball besonders gut in der Luft halten. Doch in Berlin war für sie erstaunlich früh Schluss. Sie kamen nur auf Platz 25. Überraschungssieger wurden die Australier Lee Zahner und Julien Prosser. Die Olympia-Neunten bezwangen im Finale äußerst knapp die Schweizer Brüder Paul und Martin Laciga mit 2:1 (18:21, 28:26, 22:20).

Die deutschen Olympiasieger Axel Hager und Jörg Ahmann belegten als bestes deutsches Team nur den neunten Rang – was immerhin noch 5.500 Dollar wert war. Kein Grund zur Berunruhigung, ließ das Duo wissen. Man starte immer etwas verhalten in die Saison. Beide konnten sich nicht optimal vorbereiten, weil Ahmann (35) einen Trainerlehrgang besuchte. „Wir sind zufrieden mit unserer Leistung“, sagte er trotzdem. „Die Gegner waren so ein bisschen besser. Durch den Lehrgang fehlte manchmal die Abstimmung.“

Überdies mussten sich beide an die neuen Regeln gewöhnen. Das Feld ist kleiner geworden; von 9 mal 18 Meter schrumpfte es auf 8 mal 16. Jeder Ballwechsel wird gepunktet, und ein Match geht nun über zwei Gewinnsätze bis 21 Punkte (der dritte nur bis 15). Hager (32) pausierte zudem nach Olympia ein halbes Jahr.

„Wir sind bekannt dafür, dass wir langsam in die Saison reinkommen“, sagte Ahmann. Damit es demnächst schneller mit dem Formaufbau funktioniert, plädiert er für Winterturniere auf der Welttour, die derzeit erst im April startet und Ende November in Brasilien endet.

Das deutsche Spitzenpaar kann durchaus das eine oder andere Turnier in den Sand setzen, finanzielle Sorgen müssen sie sich deswegen nicht machen. Die Sponsoren zahlen nach Olympia gut, und Geldgebern, die ihr Logo auf dem Trikot der Volleyballer aufkleben wollen, wird mitgeteilt: „Alles schon voll.“

Gleiches galt auch für die Tribünen unterhalb der Jannowitzbrücke. Im nächsten Jahr werden sie aber nicht an derselben Stelle aufgebaut. Die traditionelle Spielstätte muss Bauprojekten weichen. Der Deutsche Volleyball-Verband will das Turnier freilich weiter in Berlin austragen. Mit dem Senat wird über den Standort Brandenburger Tor verhandelt.

Die Chancen stehen gut. So gut, dass über eine Weltmeisterschaft 2003 unterhalb der Quadriga spekuliert wird. Die WM wurde zwar nach Brasilien vergeben. Doch nachdem die brasilianischen Herrenteams bei Olympia zum zweiten Mal hintereinander kein Gold nach Hause brachten, schwindet das Interesse der dortigen Öffentlichkeit.

„Die Brasilianer haben keine große Lust, das zu organisieren“, bestätigt Frank Mackeroth. Er ist Chef der Hamburger Vermarktungsagentur MNP und hat den Sport auf dem Weg vom spaßigen Strandvergnügen zum Olympia-Event begleitet. 3,5 Millionen Mark würde Mackeroths Agentur in eine WM in Deutschland investieren – nicht genug. Denn der brasilianische Sender TV-Globo hält die Fernsehrechte und will 400.000 Dollar dafür. Mackeroth: „Das machen wir nicht, das können wir nicht.“ Spätestens Anfang nächsten Jahres muss der Weltverband FIVB eine Entscheidung treffen.

„Mit Berlin haben wir die größten Chancen“, sagt Mackeroth. „Außerdem sind wir der einzige sonstige Bewerber.“ Vorm Brandenburger Tor zu spielen sei „ein Traum“. Zumal das Turnier in Berlin ein guten Ruf in der Beach-Szene hat. Mackeroth setzt es in der Hitliste auf Platz drei, hinter die Veranstaltung in Klagenfurt und im brasilianischen Vitoria. Auch Ahmann fände es „richtig geil“, mit Blick auf das Portal zu schmettern. „Das hätte sehr viel Symbolkraft.“