Glauben für Kolosse

Die Footballer von Berlin Thunder gewinnen die World Bowl gegen die favorisierten Barcelona Dragons

BERLIN taz ■ Die AmsterdamArena war voller kräftiger junger Männer, die sich selbst feierten. Freude lag in der Luft und der Schweiß der Gewinner. Und durch die Köpfe spukte das Wörtchen „Glauben“. Trainer Peter Vaas war „sprachlos“, sprach aber trotzdem vom „Glauben an meine Spieler“. Einer dieser Spieler, Billy Gustin, war beseelt vom „Glauben an uns selbst“.

Das war dem Anlass angemessen. Denn auch wenn Berlin Thunder im World Bowl geheißenen Endspiel der NFL Europe überraschend die favorisierten Barcelona Dragons mit 24:17 (4:3, 6:6, 0:8, 14:0) besiegt hatte, ging es für Vaas und seine Spieler doch vor allem darum, die Bühne zu nutzen, die das live in den USA übertragene Spiel bot, um für das eigene Können Werbung zu machen. Schließlich ist der europäische Ableger der NFL in erster Linie Gelegenheit für notorische Bankdrücker, Spielpraxis und Erfahrung zu sammeln. Und eben den Glauben an sich selbst zu stärken, den auch Football-Profis, seien sie noch so kräftig, nötig zu haben scheinen.

Besonders erfolgreich in Sachen Stärkung des Selbstbewusstseins war Berlins Quarterback Jonathan Quinn, der zwar nicht müde wurde, die „Teamleistung“ zu loben, die ihm die Wahl zum wertvollsten Spieler der World Bowl ermöglichte, nichtsdestotrotz aber mit drei Touchdown-Pässen wieder einmal vor allem für sich selbst Werbung machte. Mit beeindruckender Ruhe und Übersicht warf er im letzten Viertel seine Pässe, die einen Rückstand noch in den Sieg verwandelten.

Auf der Gegenseite wurde Barcelonas Running Back Mike Green, der noch vor Quinn zum besten Offensiv-Akteur der regulären Saison gekürt worden war, von der Thunder-Defense unter Kontrolle gehalten und erlief nur 47 Yards, so wenige wie nie zuvor in diesem Jahr. Trotzdem muss Green nicht traurig sein: Er und Quinn gehören zu den Gewinnern dieser Spielzeit. Sie haben auf sich aufmerksam gemacht und werden zumindest mit dem Glauben an sich selbst demnächst zu den Trainingcamps ihrer Stammklubs reisen. TO