frankreisch von FANNY MÜLLER
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Wenn es morgens um 6 elf Grad hat und um 12 Uhr desgleichen, dann muss man sich überlegen, ob man nicht Freunde irgendwo im Süden hat, die dort ein oder zwei Häuser haben ...

Ich flog mit Sabena (Such A Bloody Experience Never Again), wo es als „Snack“ tiefgefrorene Käsebrötchen gab, die von ein wenig übergewichtigen Stewardessen serviert wurden, und außerdem gab es ab Brüssel nur fette Belgier, die in Zeitschriften blätterten mit Überschriften wie: „16-jarige geeft een bommelding toe“. Ich grübelte ziemlich lange darüber nach, was wohl ein „bommelding“ ist, aber da landeten wir schon in Marseille. Von hier aus fuhr ich mit einem Bus nach Uzés. Es dauerte aber einige Stunden, bis wir dort ankamen, weil eine Benutzung der gebührenpflichtigen französischen Autobahnen vermieden werden musste. Außer mir waren noch eine Lehrerin und etwa 35 französische Kinder im Bus, die Mohammed, Karim, Juliette und Pascal hießen, also ungefähr so wie hier. Übrigens frage ich mich, wo all die südfranzösischen Namen geblieben sind, wie Marius und Aimee. Und Fanny.

Nach einer Stunde nahmen alle Kinder ihr zweites Frühstück ein – auf einem Picknickplatz neben einer Ausfallstraße mit McDonald’s –, um anschließend im Bus ihre CDs für ihre Walkmen auszutauschen und gelegentlich von ihren Sitzen zu fallen. Danach diskutierten sie darüber, wer wen heiraten würde, bis die Lehrerin sagte, morgen würde s i e bestimmen, wer wen zu heiraten hätte. Die Kinder waren etwa neun Jahre alt. Abends wurde ich dann gleich zu einem Apero eingeladen. Der fing um fünf an und war um zehn noch nicht zu Ende. Anfangs unterhielt man sich in etwa vier Sprachen, aber gegen neun Uhr dann nur noch in Form von gutturalen Zisch- und Grunzlauten. Immerhin bekam ich mit, dass man in Andorra prima einkaufen könne – „Shopping in the mountains“ –, wie eine Engländerin betonte, und dass Madame Le Grand neulich ihrer Katze, die in die leere piscine gefallen war, eine Mund-zu-Mund-Beatmung verabreichte. Es nützte aber nichts, da Madame keine Ahnung von erster Hilfe hatte. Ich schätze, dass sie die Katze aufgeblasen hat. Außer Katzen gab es noch jede Menge chinesischer Faltenhunde, die einem die Spaziergänge sehr verleiden konnten, weil sie hinter jedem Gartentor wie verrückt bellten, und nachts Frösche, die in den gefüllten piscines hockten und einen ziemlichen Krach machten. Das ist mir aber immer noch lieber als der Radau, den meine Mitbewohner zu Hause veranstalten, wenn sie um halb zwölf auf die Piste gehen.

Wir machten auch mehrere Ausflüge, z. B. nach Nimes und Orange. Und nach Montprèzat und Clarensac, was jeden, der die Aussprache beherrscht, zum Nachdenken bringt. Jedenfalls möchte i c h da nicht wohnen. In Nimes, Stadt der Oliven und der Stierkämpfe, habe ich für den Schwippneffen eine Schürze gekauft, da ist ein Bulle drauf, der statt seiner Dingsdas zwei Oliven hat. Das fand ich niedlich. Ich glaube, der Schwippneffe fand sie irgendwie zu klein.