Schill-TV geplatzt

■ Politrichter redet nur mit seinesgleichen und sagt Talkshow mit KritikerInnen ab

Ronald Schill kneift. Der Chef der Partei Rechtsstaatlicher Offensive verweigert die Diskussion mit KritikerInnen und hat eine fest vereinbarte Talkshow im Westdeutschen Rundfunk abgesagt, an der auch taz-hamburg-Justizredakteurin Elke Spanner teilnehmen sollte. Die Liste der Leute, mit denen Schill in der Sendung seine politischen und juristischen Positionen diskutieren sollte, passte ihm nicht: „Das ist mir nicht zuzumuten.“

Schill weigert sich, mit Rechtsanwalt Andreas Beuth, dem früheren Parteigänger Björn Neumann und dem von ihm verurteilten Rotfloristen Andreas Blechschmidt zu debattieren. Letzterer sei „ein Verbrecher, mit dem er sich nicht an einen Tisch setze“, habe er die Produktionsfirma wissen lassen. Blechschmidt sei aus dem „linksextremen gewaltbereiten Spektrum“, und Schill werde sich nicht auf „dieses Niveau herablassen“. Beuth lehnt er als „Anwalt aus dem linken Spektrum“ ab. Der einzige ebenbürtige Gesprächspartner sei der Kriminologie-Professor Bernd-Rüdeger Sonnen von der Uni Hamburg, und „mit dieser Journalistin“ könne er „von mir aus auch noch“ reden.

Nach Auskunft der Produktionsfirma hatte Schill längst seinen Vertrag unterschrieben und noch in der vergangenen Woche einen Großteil der Eingeladenen akzeptiert. Lediglich Neumann, dem er vorwirft, hinter seinem Rücken seinen Sturz betrieben zu haben, hatte er von vornherein kategorisch abgelehnt. Da der WDR die Gästeliste nicht ändern wird, ist der Auftritt in der Sendung, die am 26. Juli in Köln unter der Moderation von Bettina Böttinger hätte aufgezeichnet werden sollen, geplatzt. Peter Ahrens