Einzelhandel liftet Innenstadt

Mit neuen Bauvorhaben rüstet sich die Innenstadt für den Konkurrenzkampf mit der grünen Wiese. Baudezernent Gero: Domplatz in den nächsten vier Jahren  ■ Von Gernot Knödler

Die City baut vor. Nachdem das Problem des Besucherrückgangs mit Hilfe von Investitionen wie Karstadt Sport und Saturn gelöst werden konnte, rüstet sich der Einzelhandel mit einer Reihe von Bauprojekten für die nächste Runde im Konkurrenzkampf mit den Einkaufszentren auf der grünen Wiese. Das ist bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Trägerverbundes Innenstadt deutlich geworden.

Neben der umstrittenen Europa-Passage steht in naher Zukunft eine Verschönerung der städtischen Plätze an. Noch in diesem Jahr soll der Umbau von P & C in der Mönckebergstraße abgeschlossen und die Mövenpick-Brücke in der Spitaler Straße durch einen Neubau ersetzt werden.

Die Kritik am Projekt Europa-Passage (taz berichtete mehrfach) konterte der Vorsitzende des Trägerverbunds, Ludwig Görtz, mit der Frage, ob sich die Debatte in der Sorge um die Erhaltung historischer Bausubstanz und der Sichtachse zum Glockengießerwall erschöpfen dürfe. Er schlug vor, statt des historischen Stadtgrundrisses stärker die in Zukunft bedeutsame Achse von der Alster über den Domplatz am Speersort zum Magdeburger Hafen mitten in der künftigen Hafen City in den Blick zu nehmen.

Während über die Versperrung dieser Blickachse diskutiert wird, ist der Blick durch die Spitaler Straße zum Glockengießerwall erst kürzlich frei geworden – zur Freude vieler HamburgerInnen. Doch die frühere Mövenpick-Brücke soll bis zum Oktober durch einen dreistöckigen Glaskubus mit 1300 Quadratmetern Nutzfläche ersetzt werden.

Auf 800 Quadratmetern werde die Telekom dort einen neuartigen Innovation-Store eröffnen, berichtete Dietmar Hamm, der Centermanager des Levantehauses. Der zehn Millionen Mark teure Glaskasten soll im Tagesverlauf von einem „intelligenten Lichtsystem“ unterschiedlich ausgeleuchtet werden und einen Durchgang zur Mö offenlassen.

In der zentralen Einkaufstraße investiert P&C zurzeit fünfmal soviel Geld, obwohl das Gebäude gar nicht der Bekleidungsfirma gehört. Das Kaufhaus werde bei laufendem Betrieb von 7300 auf 12.200 Quadratmeter Verkaufsfläche vergrößert, sagte Günter Rudloff von P&C. Mit dem Umbau werde sein Haus das Angebotsniveau steigern. 15 Prozent der Verkaufsfläche sollen künftig dem Edelzwirn und passenden Accessoires vorbehalten sein.

Die Kundschaft soll durch außergewöhnlichen Service ins Haus geholt werden. P&C sucht derzeit bis zu 100 neue MitarbeiterInnen für das Haus. „Die Innenstadt braucht Geschäfte, in die man gerne geht“, findet Rudloff.

Ebenfalls recht konkret ist der Umbau des Gerhart-Hauptmann-Platzes. Der Pavillon vor der Hamburgischen Landesbank ist bereits abgerissen. Wie Bankdirektor Wolfgang Drühmel sagte, soll jetzt der gesamte Platz für knapp zwei Millionen Mark renoviert werden. Die Bäume würden gestutzt, die Beleuchtung verbessert und auch der wellige Brunnen, den manch einer für eine Skating-Rampe hält, soll „noch in diesem Sommer“ wieder sprudeln. Jetzt komme es da-rauf an, dass auch Karstadt sein Haus zum Platz hin öffne.

Mit dem Umbau des Gertruden-Kirchhofs auf der anderen Seite der Landesbank wird Drühmel zufolge ebenfalls spätestens im Herbst begonnen. Wie Peter Gero, der Baudezernent vom Bezirk Mitte darstellte, soll er ein Rechteck aus Bäumen erhalten, das gegenüber den Kanten des Platzes schräg verschoben wird. Vom Straßenniveau ist der Platz mit Stufen abgesetzt. Die Anlieger machen dafür 1,7 Millionen Mark locker.

Für den Burchardplatz liegt seit 1988 das Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs auf dem Tisch. Demnach könnte eine zweistöckige Tiefgarage unter den Platz gelegt werden. Die Oberfläche bliebe von Autos frei. Sie würde mit einer Skulptur bestückt und stünde für Veranstaltungen zur Verfügung. Wer das bezahlen und wer das Parkhaus betreiben soll, ist Gero zufolge ungeklärt. Görtz äußerte die Hoffnung, dieses Problem im Rahmen einer Public Private Partnership lösen zu können. „Zurzeit gäbe es dafür eine unwiderbringlich günstige Konstellation“, erklärte er.

Am Domplatz, so der Vorsitzende des Trägerverbunds, sei die Stadt ebenso in der Pflicht sich zu engagieren, wie am Magdeburger Hafen in der Hafencity. Die Stadt müsse aus ihrer Geschichte heraus „maßgeblich zur herausragenden Gestaltung dieses Platzes beitragen“, findet Görtz. „In den nächsten vier Jahren wird hier was stattfinden“, versprach Baudezernent Gero.

Ein Ärgernis aus Sicht von Görtz sind die City-Hochhäuser am Klos-terwall, in denen unter anderem das Bezirksamt Mitte logiert. Sie versperrten als geschlossener und nahezu unzugänglicher Block den Weg von der City zur Kunstmeile. „Das Verständnis, wie man auf die absurde Idee kommen kann, das Ergebnis solchen städtebaulichen Suizidversuchs auch noch unter Denkmalschutz zu stellen, fehlt mir daher völlig“, wetterte der Kaufmann.