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■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenHalwe Kahn

Schön ist das an der Schlachte, nich? Wenn ich mal gerade nicht Senatorenbüros putze, geh ich da manchmal runter und guck mir die Schiffe an. Haben sie schon mal einen Blick auf den Teerhof geworfen, gegenüber vom Martinianleger? Da liegt seit Wochen so ein halbfertiger hölzerner Kutter rum. Bis Anfang Mai haben dort noch „Werftarbeiter“ im „Schaufenster Bootsbau“ gewerkelt. Einen „originalgetreuen Nachbau eines Weserlastkahns“ sollten die bauen und dabei „traditionellen Schiffbau“ lernen. Vorher haben die schon einen historischen Torfkahn zusammengezimmert. Alles vor den Augen der Schlachtebummelanten.

Bezahlt hat das wohl die EXPO oder vielleicht auch der Bremer Wirtschaftssenator, habe ich gehört. Arbeitssenatorin Hilde Adolf steckte auch noch mit drin, die hatte den Schiffbauern nämlich die Arbeit beschafft. ABM heißt so was, eigentlich: „Arbeitsbeschaffungsmaßnahme“. Na, und weil solche ABMs irgendwann vorbei sind, werkelt da plötzlich niemand mehr. War auch auch von Anfang an klar, sagen die vom Arbeitssenat und wundern sich darüber, dass niemand daran gedacht hat. Komisch, denk ich mir, da bauen die so ein halbes Schiff und Material gibt es wohl auch noch haufenweise und plötzlich passiert nichts mehr. Nur gelegentlich kommen ein paar richtige Werftarbeiter vorbei und ölen das Holz, damit es nicht austrocknet.

„Feine Sache, so ein historisches Schiff“, müssen sich auch die Bremer Grünen gedacht haben und fragten beim Senat in einer großen Anfrage zur „Entwicklung des unbebauten Areals auf dem Teerhof“ nach, wie das mit dem halben Kahn weitergehen soll. Die Antwort des Senats fiel ziemlich deutlich aus. Gar nix wird aus dem Projekt, zumindest nicht, wenn der Senat dafür Geld ausgeben muss. Er „sieht keine haushaltsmäßigen Möglichkeiten zur Fortsetzung des Projektes“.

Das ist aber schade, denn neulich, als ich mal wieder die Flure im Wirtschaftsministerium geputzt habe, da hab' ich nämlich gehört, dass das Holz für das Schiff längst bezahlt ist. Ob das jetzt auch irgendwo rumsteht und gelegentlich eingeölt wird, fragt sich

Ihre Rosi Roland

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