Neulich zu Ferienbeginn
: Sommerfrust statt Sommerlust

■ Das Sommerferienprogramm sollte man manchmal mit Vorsicht genießen: Nicht immer sind kinderfreie Stunden drin

Was machen entnervte Eltern, wenn sie versäumt haben, ihre Sprösslinge über die Ferien „auf eine Freizeit“ abzuschieben und sich nun verzweifelt nach ein wenig Ruhe sehnen? Die eine oder andere unerfahrene Mutter wird wohl auf die Idee kommen, ihren Sohn des Morgens zu irgendeiner Veranstaltung im Rahmen des Sommerferienprogramms zu bringen und sich dann einen schönen Tag zu machen.

Aber wehe sie hat sich die falsche Veranstaltung ausgesucht. Dann könnte es nämlich passieren, dass sie um 10 Uhr morgens im Focke-Museum steht, und sich von der Dame an der Information erzählen lassen muss, der Kurs „Mein Traumzimmer“ sei leider abgesagt worden. Da hat Mama den Salat, jetzt hat sie nicht nur ein anstrengendes Kind am Hals, sondern auch noch ein zu Tode betrübtes, schließlich hat sich der Kleine schon die ganze Zeit auf Pappe, Leim und Fantasie gefreut. Nix mit gemütlich Shoppen geh'n.

Jetzt darf unsere Protagonistin bloß nicht auf die Idee kommen, ihrem Spross zu versprechen, schnell noch woanders hinzufahren – das könnte böse enden. Wenn sie sich jetzt nach einem kurzen Blick auf den Programmkalender eilig auf den Weg zum Übersee-Museum macht, in der Annahme, die Veranstaltung habe schon ohne ihr Mäuschen angefangen, dann irrt sie sich. Denn da ist ebenfalls tote Hose, nix mit riesigen Drachen und „Qi Gong und Tai Ji“ findet auch nicht statt. Zu wenig Anmeldungen, so die Standardbegründung, für drei Kinder lohne sich der Aufwand nicht. Und da steht sie, die Mama – die Verabredung mit der Freundin futsch, die neuen Schuhe, die sie in Ruhe aussuchen wollte, auch. Spätestens jetzt wird Mutter sich daran erinnern, dass Oma ihr neulich angeboten hat, sich um den Kleinen zu kümmern: „Wenn du mal jemanden brauchst, ich mach das gerne, weißt du doch.“ Dass Sohnemann das gar nicht so gerne macht, ist jetzt egal, noch mehr Gejammer kann's sowieso nicht geben. Und dann wird erst mal zum Telefon gegriffen, vielleicht gibt es ja morgen ein Programm, das tatsächlich stattfindet – dann klappt's auch mit dem Shopping. viv