unterm strich
:

Entgegen einer vorherigen Abmachung haben Dirigent Daniel Barenboim und die Berliner Staatskapelle am Samstagabend auf dem Israel-Festival in Jerusalem Musik Richard Wagners gespielt. Öffentliche Konzerte mit Werken Wagners, der von den Nazis praktisch als Hofkomponist vereinnahmt wurde, sind in Israel immer noch ein Tabu. Auch die Leitung der Festspiele hatte die Aufführung von Werken Wagners nach monatelangem Tauziehen und massivem Druck israelischer Politiker und Institutionen abgesagt. Barenboim hatte immer wieder erklärt, er wolle sich dem politischen Druck nicht beugen. Nach der Aufführung der Werke Schumanns und Strawinskys fragte Barenboim das Publikum in Jerusalem, ob es wolle, dass er trotz allem das Wagner- Stück spiele. Die Mehrheit reagierte mit lautem Applaus, einige wenige beschimpften Barenboim jedoch aufgebracht als „Faschisten“. Der in Israel aufgewachsene Dirigent bat die Protestierenden, „die Mehrheit hören zu lassen, was sie wünscht“, und spielte ein Stück aus „Tristan und Isolde“. Dies ist „meine persönliche Zugabe für Sie“, sagte er: „Sie können auf mich wütend sein, aber bitte seien Sie nicht böse auf das Orchester und die Leitung des Festivals.“ Nach einer bitteren Debatte und Rufen wie „Juden raus!“ oder „Denke an dein Volk!“ verließen die Wagner-Gegner unter Protest den Saal.

Im Herbst vergangenen Jahres hatten israelische Wagner-Gegner vergeblich versucht, eine Aufführung des kammermusikalischen „Siegfried-Idylls“ vom Sinfonieorchester der Stadt Rischon Le Zion zu verhindern. Im Rundfunk werden ausgewählte Wagner-Opern inzwischen allerdings bereits in voller Länge gesendet.

Die in Berlin lebende Autorin Katharina Schlender erhält in diesem Jahr den mit 15.000 Mark dotierten Kleist-Förderpreis für junge Dramatiker. Das teilte die Jury am Samstag in Frankfurt (Oder) mit, wo die Auszeichnung im Rahmen der bis zum 15. Juli dauernden Kleist-Festtage vergeben wird. 130 Autoren hatten sich um den von der Dramaturgischen Gesellschaft Berlin und der Stadt Frankfurt zum sechsten Mal verliehenen Förderpreis beworben.

Die 1977 in Neubrandenburg geborene Schlender wird für ihr noch nicht aufgeführtes Stück „Trutz“ ausgezeichnet. Es handelt von einem verhinderten Elternmörder und unfähigem Brandstifter, der aus dem zwanghaft harmonischen Alltag ausbricht. Mit dem Förderpreis ist die Uraufführung verbunden: „Trutz“, bei Hentschel verlegt, soll im Januar 2002 an den Vereinigten Bühnen Krefeld-Mönchengladbach herauskommen.