Verdächtiger Tod in Cannes

Im Januar verunglückt der deutsche Millionär Höner: Französische Justiz bezweifelt Unfalltheorie. Höner kannte die Kohls und wusste über Leuna-Geschäft Bescheid

PARIS afp ■ Der mysteriöse Tod des deutschen Multimillionärs Diethelm Höner in Cannes beschäftigt die französische Justiz. Wie Le Parisien gestern berichtete, hatte Höner Kontakt zu Exkanzler Helmut Kohl (CDU) und seiner verstorbenen Frau Hannelore, kannte sich in der Leuna-Affäre aus und war über die Unterschlagung deutscher Milliardenhilfen für Russland informiert. Der 60-Jährige wurde am 17. Januar tot in seiner Villa an der Côte d'Azur aufgefunden. Dem ersten Anschein nach war er kopfüber die Treppe hinabgestürzt. Die Zeitung zitierte jedoch ein ärztliches Gutachten. Danach hätte der Leichnam nach einem solchen Sturz anders daliegen müssen. Die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf.

Le Parisien druckte Auszüge aus Geheimdokumenten, die Höner zwei Jahre vor seinem Tod Freunden übergab. Demnach lebte er in ständiger Todesangst. Höner notierte, dass von deutschen Milliardenhilfen für Russland „ein bedeutender Teil gestohlen wurde“. Er verdächtigte die Russen, mit dem Geld Industriespionage in den USA zu finanzieren. Ab 1995 habe Höner dann Kontakt mit dem CIA aufgenommen, so Le Parisien. Hannelore Kohl soll Höner in Cannes öfter angerufen haben. Er habe ihre Stiftung beträchtlich unterstützt. Laut Parisien war Höner auch über den Leuna-Verkauf an den französischen Elf-Konzern informiert, bei dem 1992 „Provisionen“ von rund 80 Millionen Mark flossen. Höner habe engen Kontakt zu dem früher teils in Monaco lebenden Geschäftsmann Dieter Holzer gehabt, einer der Schlüsselfiguren der Leuna-Affäre. Zudem habe sich Höner regelmäßig mit Kohls Geheimdienstkoordinator Bernd Schmidbauer getroffen.