Stubenarrest in Orléans

Frankreichs Staatsrat erklärt nächtliches Ausgehverbot für Kinder als rechtmäßig. Orléans setzt es in drei Migrantenquartieren durch. Pariser Regierung lehnt es ab

PARIS afp ■ Eine nächtliche Ausgangssperre für Kinder in der Stadt Orléans hat in Frankreich eine hitzige Debatte ausgelöst. Die katholische Tageszeitung La Croix kommentierte gestern, die Entscheidung des konservativen Bürgermeisters von Orléans, Serge Grouard, für die Ausgangssperre zwischen 23 und 6 Uhr sei „schwindelerregend“. Nachdem der Pariser Staatsrat am Montag erklärt hatte, das Ausgehverbot für Kinder unter 13 Jahren sei rechtmäßig, soll es in drei Problemvierteln von Orléans bis Mitte September gelten. In Anlehnung an ähnliche Verbote in US-Städten will die mittelfranzösische Stadt mit der Ausgangssperre die Kriminalität bekämpfen.

Grouards Stellvertreter Florent Montillot sagte, die Ausgangssperre sei „zum Schutz der Kinder“ verhängt worden. Häufig würden Kinder von älteren Jugendlichen rekrutiert und bei Delikten als „Schutzschilde“ oder zum Schmierestehen missbraucht. Die sozialistische Familienministerin Ségolène Royal kritisierte den Begriff „Ausgangssperre“. „Das ist ein kriegerisches Wort und wir befinden uns nicht im Krieg“, sagte Royal. Minister Claude Bartolone sprach sich gegen das Ausgehverbot aus. Die „elterliche Autorität“ müsse wieder aufgebaut oder notfalls durch den Einsatz staatlicher Erzieher ersetzt werden, sagte Bartolone.

Nach den neuen Bestimmungen werden in den drei „Problemvierteln“ von Orléans, in denen es einen hohen Anteil nordafrikanischer Zuwanderer gibt, draußen herumlaufende Kinder während der Ausgangssperre von der Polizei mit auf die Wache genommen, wo sie von den Eltern wieder abgeholt werden müssen.