Applaus für Ronald Schill

■ Wahlveranstaltung der Schill-Partei in Eimsbüttel: Beifallsstürme als Spaßguerilla überfordern die Ordner

So viel Beifall für Herrn Schill, und er ist immer noch nicht zufrieden. Dem Chef der Schill-Partei und seinem Stellvertreter Mario Mettbach wird begeistert applaudiert. Selbst wenn sie nur „Meine Damen und Herrn“ sagen, braust schon der Jubel auf. Und zeigen Schill und Mettbach sich etwa dankbar dafür? „Gewalttätiges Pack“ (Schill), „nachhaltige Störer“ (Mettbach). Gut, die da dauerklatschen, sind tatsächlich Schill-Gegner, und sie sind in den Hamburg-Saal am Eimsbütteler Doormannsweg zur Wahlveranstaltung der Partei Rechtsstaatlicher Offensive gekommnen, um ihren Protest gegen Schill und seine Positionen auszudrücken. Doch mit der Taktik, dem Rechtspopulismus Beifall entgegenzubringen, sind die allgegenwärtigen Schill-Ordner am Dienstagabend hoffnungslos überfordert. Und von den ebenso allgegenwärtigen Polizisten im und um das Gebäude haben sie auch keine Hilfe zu erwarten.

Das fängt schon am Einlass an: Die Ordner wollen alles, was bunte Haare hat und nicht kleinbürgerlich genug ausschaut, gar nicht erst hi-neinlassen. Aber die Polizei ist unerbittlich: Das ist eine öffentliche Veranstaltung, zu der zunächst jeder Zutritt hat, lässt der Einsatzleiter vernehmen. Also ist der Saal mindestens zur Hälfte mit Schill-Gegnern besetzt, die schon zuvor auf einem Demonstrationsmarsch gegen den Auftritt des Politrichters in Eimsbüttel demonst-riert haben.

Im Saal geht es weiter: „Mehr Polizei“ rufen die Protestierer, „Wir wollen Schill“ und „Todesstrafe, Todesstrafe“. Tja, was kann man sich mehr wünschen als Schill-Fan, und trotzdem wirken Ordner und Parteifunktionäre wenig glücklich. Auch Statt-Partei-Gründer und Ex-Ex-CDU-Rebell Markus Wegner ist aufgetaucht, fühlt sich durch die Protestierer „belästigt“ und beschwert sich bei der Polizei. Die zuckt die Achseln. Und noch so ein Rebell taucht auf: Björn Neumann, der mal in der CDU war, dann bei Schill und von dem angeblich aus der Partei ausgeschlossen, ist wieder da. Von Parteiausschluss keine Spur.

Die Ordner greifen sich zwar einen der Gegner, nachdem Mettbach angekündigt hat, „vom Hausrecht Gebrauch zu machen“, aber an-sonsten bleiben Tumulte aus. Schill redet gegen den steten Beifall an, ruft: „Deutlicher als heute Abend kann nicht werden, dass sich in Hamburg etwas ändern muss“, und dass „die Gegner nur noch zwei Monate Zeit haben, sich zu freuen“. Das tun die am Dienstagabend tatsächlich, denn Schill räumt spürbar genervt früher als üblich das Rednerpult.

Gestern Abend hatte er seinen nächsten Auftritt: Auch die Veranstaltung in der Osdorfer Geschwis-ter-Scholl-Schule war von Protes-ten der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft begleitet. Die in der GEW organisierten Lehrer hatten schon am Dienstag ein Transparent aus dem Fenster gehängt, auf dem sie ganz klar betonen: „Wir haben Schill nicht eingeladen. Das Kollegium der Schule.“

Peter Ahrens