Erholung hinter Gittern

Neuköllner CDU will Hasenheide einzäunen. Am Eingang der Grünanlage sollen Pässe kontrolliert und Eintrittsgelder verlangt, im Park selbst Drogenverstecke gesucht werden. Heftige Kritik von SPD

von HEIKE KLEFFNER

Pünktlich zu Beginn des Sommerlochs wird in Neukölln gestritten. Wie immer, wenn die Temperaturen in Berlin über 20 Grad klettern und die Sonnenstrahlen zum Entspannen in öffentlichen Grünanlagen locken, heißt der Titel des Dramas „Der Volkspark Hasenheide und die Drogendealer“.

In diesem Jahr hatte sich eine Arbeitsgemeinschaft der CDU-Neukölln schon Monate vor Beginn der ersten Hitzewelle die Köpfe über möglichst schlagzeilenträchtige Lösungen zerbrochen. Die Highlights – einen Zaun um Teile der Hasenheide, Kontrolle der Personalausweise am Eingang, Eintrittsgelder zwischen 2 und 4 Mark und tägliches Abharken möglicher Drogenverstecke durch ABM-Kräfte – werden inzwischen nicht mehr nur in Neuköllner Hinterzimmern diskutiert, sondern auch in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV).

Die Fronten sind klar: SPD-Baustadtrat Heinz Buschkowsky lehnt einen Zaun ab, Grüne und PDS sind auch dagegen. Die Diskussion über Passkontrollen bezeichnete Buschkowsky als „gespenstisch“; die SPD-Bezirksverordnete Sabine Richter warf der CDU „Populismus“ in einem Armutsbezirk vor, in dem es ohnehin zu wenig Grün gebe.

CDU-Wortführer ist der Bezirksverordnete Falcko Liecke, der schon im Sommer letzten Jahres dafür plädierte, Teile des Parks an einen privaten Betreiber abzugeben. Als Vorbild dient dabei das ehemalige Gelände der Bundesgartenschau in Britz, das als familienfreundlich gilt. Trotz des Eintrittspreises von 4 Mark muss das Land Berlin den so genannten Britzer Garten allerdings jährlich mit fünf Millionen Mark bezuschussen. In der BVV beschränkte sich Liecke zunächst allerdings darauf, in einem Antrag ein Konzept für eine attraktivere Hasenheide zu fordern.

Schützenhilfe für den Zaunbau und ein härteres Vorgehen gegen die offene Drogenszene im Park erhält die CDU von Joachim Klitzing, Dienstgruppenleiter bei der Polizeidirektion 5. Klitzing schilderte das polizeiliche Dilemma im Vorgehen gegen Drogenhandel und -konsum in der Hasenheide auch vor der BVV: Großrazzien im Park und die regelmäßige Polizeipräsenz hätten keine Veränderungen nach sich gezogen, da die Mengen der sichergestellten Drogen mehrheitlich zu gering seien, um ein Strafverfahren nach sich zu ziehen. Gedealt werde vor allem Haschisch und Marihuana. Als Kleinsthändler seien Asylbewerber aus afrikanischen Ländern aufgefallen.

Das Naherholungsgebiet für rund 250.000 Neuköllner zählt schon seit Jahren zu den so genannten gefährlichen Orten, an denen die Polizei freie Hand bei Personenkontrollen und Durchsuchungen hat. Immer wieder kritisieren Männer aus afrikanischen Staaten, aber auch Afrodeutsche, dass sie hier permanenten Kontrollen ausgesetzt seien. Das letzte Wort hat derzeit aber der Baustadtrat. Buschkowsky: „Wegen 30 oder 40 Haschischdealern kann ich nicht hunderttausende aus einer öffentlichen Grünanlage aussperren.“