Milde Gabe für den Arbeitgeber

Der Computerhersteller Hewlett-Packard fordert seine Beschäftigten zum teilweisen Lohn- und Urlaubsverzicht auf. Zustimmung ist freiwillig. Firma will vorsorglich die Kosten senken, um rote Zahlen zu vermeiden. IG Metall: „Nein!“

BERLIN taz ■ Bis heute sollen 5.500 Beschäftigte des Computerherstellers Hewlett-Packard (HP) in Deutschland schriftlich erklären, ob sie auf einen Teil ihres Lohnes oder Urlaubs verzichten. Durch die erhoffte Ersparnis von rund 18 Millionen Mark will die Firma vermeiden, „in die roten Zahlen zu geraten“, sagte Personalleiter Fritz Schuller. HP sei ein „sehr gesundes Unternehmen“, leide aber wie die gesamte Computerbranche unter Umsatz- und Gewinneinbrüchen.

Mitte Juni hat das Unternehmen knapp 6.000 Beschäftigten – 4.500 davon arbeiten im baden-württembergischen Böblingen – Briefe nach Hause geschickt. Darin wurden die Mitarbeiter gebeten, eine von vier Möglichkeiten anzukreuzen: Verzicht auf zehn Prozent Lohn über vier Monate, Verzicht auf acht Urlaubstage, Verzicht auf vier Tage und fünf Prozent Lohn oder Ablehnung dieser Maßnahmen. Unternehmensleitung wie Betriebsrat betonen, dass die Entscheidung jedem selbst überlassen sei. „Eine Spende ist freiwillig“, heißt es bei der Mitarbeitervertretung. Die Antworten würden von wenigen Mitarbeitern der Personalabteilung ausgewertet und anonymisiert. Weder die Abteilungsleiter noch die Geschäftsführung sollen die Namen derjenigen erfahren, die ihren vollen Lohn und Urlaub beanspruchen. Repressalien seien also nicht zu befürchten, erklärt der Betriebsrat.

Weil es sich um eine individualrechtliche und freiwillige Anlegenheit handele, hat das Gremium auf der Betriebsversammlung am vergangenen Dienstag keine Empfehlung abgegeben. Anders die Gewerkschaft IG Metall: Die Belegschaft soll das Ansinnen der Geschäftsführung ablehnen. „Der Lohn muss eine verlässliche Größe bleiben“, sagt Gewerkschafter und HP-Aufsichtsrat Uwe Meinhard.

Seiner Meinung nach geht es HP im Übrigen „nicht schlecht“. Die Unternehmensleitung bestätigt: Umsatz und Gewinn würden zwar sinken, aber noch schreibe der Konzern schwarze Zahlen – im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres immerhin 319 Millionen Dollar weltweit (736 Millionen Mark; minus 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Der Umsatz lag bei 11,6 Milliarden Dollar (minus 4 Prozent). Beim Lohnverzicht handele es sich um eine präventive Maßnahme, um das Absacken in die Verlustzone zu verhindern, erläutert HP-Sprecherin Jeannette Weißschuh. Nach Angaben des Betriebsrates droht die Firma bislang nicht mit Entlassungen. Eine Stellengarantie für will Hewlett-Packard aber auch nicht abgeben.

HP hat 88.500 Beschäftigte weltweit zum Verzicht aufgefordert. Die Firma ist nach Dell und vor Compaq der zweitgrößte Computerhersteller auf dem Globus. Im ersten Quartal verkaufte HP fast eine Million Personal Computer. Compaq gab gestern eine Gewinnwarnung ab und will 8.500 Beschäftigte entlassen. HANNES KOCH