noch 172 tage bis zum euro
: taz-Serie über unser neues Geld. 14.Teil

Flipper in der Werkstatt

„Überhaupt nicht wichtig“ findet die absolute Mehrheit aller Bundesbürger den Euro. 55 Prozent signalisieren persönliches Desinteresse, das ermittelte jedenfalls der Bankenverband.

Nicht gesondert ausgewiesen wurden unsere notorischen Glücksspieler an den Daddelautomaten. Zockernaturen können dem Euro keineswegs so gleichgültig entgegenblicken wie ihre weniger verspielten Mitmenschen, denn schließlich gefährdet die Währungsumstellung ihr Spielvergnügen ganz erheblich.

Alles kein Problem, meint der Bundesverband Automatenunternehmer e. V. (BA). „Die Vorbereitung ist bereits abgeschlossen“, beteuert Verbandsgeschäftsführer Harro Bunke in Berlin, die Umsetzung habe schon begonnen.

Es wurde auch Zeit, denn schließlich müssen ab dem 1. Januar des kommenden Jahres die 500.000 Unterhaltungs-, 830.000 Zigaretten- und 365.000 sonstige Verkaufsautomaten sowie 700.000 andere Apparate umgestellt werden. Europaweit sollen laut Verbandsangaben 9 Millionen Automaten der Umstellung harren, was nebenbei den hohen Automatisierungsgrad in der BRD belegt. Ganz zu schweigen von den elektronischen Parkuhren in deutschen Städten.

Dummerweise funktionieren die meisten Automaten nur mit einer einzigen Währung (sehen wir von der einen oder anderen Krone oder dem einen oder anderen Gulden einmal ab). Daher kann, im Unterschied zu anderen Branchen, bis zum Jahreswechsel nur der Tag X vorbereitet werden. Obendrein können viele Flipper und Merkurs nicht vor Ort, sondern nur in einer Werkstatt umgerüstet werden. So müssen etwa die automatischen Münzprüfer auf die Annahme von Euromünzen umgestellt werden. Das ist leider keine Selbstverständlichkeit, denn dazu wird „eine Umprogrammierung erforderlich“, heißt es in einem vorliegenden Strategiepapier des Automatenverbandes. Aber auch die Münztuben, wie die Geldrückgabeeinheiten heißen, müssen ausgetauscht werden.

Am härtesten trifft es die Aufsteller von Glücksspielmaschinen. Sie müssen auch Frontscheiben, Umlaufkörper und sogar die mathematisch gepoolten Spielprogramme austauschen. Trotz solcher Schwierigkeiten sollen im Januar 2002 innerhalb von zwei Wochen etwa 90 Prozent der über 2 Millionen Apparate umgestellt werden.

Super. Nebenbei zeigt sich, dass die Eurofans in den Wirtschaftswissenschaften trotz des populären Desinteresses Recht behalten könnten: Der Euro schafft Arbeitsplätze. Die ganze Umtauschaktion kostet laut Verbandsangaben pro Automat bis zu 500 Mark, macht in der Summe etwa 1 Milliarde Mark. Unterm Strich reicht dies für 10.000 Jobs – allerdings nur für ein Jahr. HERMANNUS PFEIFFER

Die nächste Folge erscheint am kommenden Donnerstag