„Positiv, positiv“

■ Parteitag in Wilhelmsburg: Die FDP strahlt jetzt 18-Prozent-Zuversicht aus

Vor nicht einmal zwei Jahren an selber Stelle: Im Bürgerhaus Wilhelmsburg sitzt ein lustloser, zerstrittener Haufen, der den Vorsitzenden und seinen Leitantrag schlecht gelaunt en passant in der Luft zerreißt. Dagegen bei ihrem gestrigen Parteitag: Ein voller Saal, 18-Prozent-Luftballons, 18-Prozent-Fähnchen, 18-Prozent-Leute mit 18-Prozent-Aufklebern. Sonnengebräunte Siegeszuversicht.

Die FDP ist ebenso wundersamer- wie rätselhafterweise auferstanden, aalt sich in der Acht-Prozent-Umfrage vom Mittwoch. „Ich bin gern hier, denn wer möchte nicht gern bei den Siegern sein?“, strahlt der schleswig-holsteinische Landeschef Jürgen Koppelin, und selbst der glücklose frühere Hamburger FDP-Chef Kurt Hansen ruft sein „positiv, positiv“ durch den Saal.

Der Admiral fährt im Opel Admiral vor dem Bürgerhaus vor. Rudolf Lange hat den Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle auf dem Beifahrersitz mitgebracht. Die Hamburger FDP setzt seit Monaten auf Show, oder wie Lange das nennt, „sich in den Massenmedien überzeugend einfach, unterhaltsam und interessant zu präsentieren: Das ist heute entscheidend bei Wahlen.“

Auch wenn der Konteradmiral im Ruhestand davor warnt, dass Umfragen „nur Stimmungs-Schnappschüsse“ sind – die Liberalen und ihr Spitzenkandidat wähnen sich zwei Monate vor der Wahl schon in der Bürgerschaft. Der Kandidat spielt das Spiel, sich auf keine Koalition festzulegen, weiter: So „weise ich entschieden zurück, dass wir als Teil des bürgerlichen Lagers dargestellt werden“, sagt Lange und hält sich alle Optionen offen.

Zu dieser Strategie gehört, alle, die als potentielle Koalitionspartner in Frage kommen, öffentlich abzuwatschen. Der rot-grüne Senat behindere die Arbeit und das Lebensgefühl der Menschen „tagaus, tagein, von hinten und von vorn“, alles, wofür er sorge, „geht den Bach runter und führt in die Katastrophe“.

Neben dem „Versager-Senat“ habe sich die CDU längst auf „das stressfreie Dasein als ewige Verliererin eingerichtet“, und Schill sei nichts anderes als ein „Rattenfänger“. Wer so redet, kann mit allen koalieren, wenn es sein muss, und sich zuvor als Saubermann präsentieren. Eine Aussage meint Lange aber wirklich ernst: „Eine Koalition von SPD und CDU wäre das schlimmste, was Hamburg passieren könnte.“ Denn dann wäre schließlich die FDP nicht dabei, beim Regieren. Peter Ahrens