I did it my way

■ Heute ist der letzte Arbeitstag von Senator Bernt Schulte (CDU) / Nach 30 Jahren in der Bremer Politik sinniert er über das Ende seine Karriere

Er klang ein bisschen traurig, aber auch zufrieden, als er in der Landespressekonferenz Bilanz nach sechs Jahren als Senator zog: Bernt Schultes Abtritt erinnerte auf jeden Fall an ein sehr bekanntes Lied.

And now, the end is near, and so I face the final curtain.

Vier Jahre Beirat, 20 Jahre Bürgerschaft, sechs Jahre Senator. Nach 30 Jahren in der Politik ist jetzt die Zeit zum Gehen gekommen. Mit 59 bin ich ein alter Knochen – und die Jungen scharren schon mit den Füssen. Ich habe kein gutes Verhältnis zu CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff, das ist bekannt. Aber er ist sehr fleißig, sehr umtriebig. Er soll es machen.

My friends, I'll say it clear, I'll state my case of which I'm certain.

Ich bin nicht entscheidungsschwach. In meinen vier Jahren als Bausenator habe ich die Osterholzer Feldmark durchgekämpft, für die Georg-Bitter-Trasse habe ich mich schlagen lassen, meine Lösung des Hemelinger Tunnels war die einzig realistische: Heute werden alle diese Projekte Realtität. Die Zuschüttung der Hafenreviere und den Space Park fand ich nicht so gut. Aber ich habe dennoch alles aus Koalitionsräson mitgetragen, wie die Straßenbahnlinie 4.

I've lived a life that's full - I've travelled each and every highway.

Die zwei Jahre als Innen-, Kultur- und Sportsenator standen nicht unter so einem guten Stern. Es gab am Anfang Höllenkämpfe, Investitionen für Kultur und Innere Sicherheit zu begründen. Jetzt verlasse ich das Boot voller Stolz, weil ich alle wesentlichen Schulaufgaben erledigt habe. Neuer Polizeipräsident, neuer Landesdenkmalpfleger, bei der Verwaltungsreform ist unser Ressort Weltmeister. Und noch was habe ich bewirkt: Der Polizei Freiraum zu verschaffen - das ist die Kunst des Innensenators. Die Bremer sorgen sich heute um die Wirtschaft und um ihre Arbeitsplätze, Sicherheit ist in der Stadt kein Thema, ganz anders als zum Beispiel in Hamburg.

And more, much more than this, I did it my way.

Ich wollte immer aufrecht durch die Straßen Bremens gehen können. So habe ich auch gehandelt. Deshalb gibt es auch jetzt keinen Grund, sich aus der Politik zu stehlen. Vielleicht bin ich jedoch im letzten halben Jahr zu viele Kompromisse eingegangen.

Da habe ich zugesagt, als mir um die Weihnachtszeit ein alter Bekannter einen Posten angetragen hat. Ab Oktober werde ich als Geschäftsführender Gesellschafter bei einer Bremer Unternehmensberatung anfangen. Dort werde ich mich um Personalmanagement und -entwicklung kümmern. Das ist meine Stärke: Ich kann mit Menschen umgehen.

Regrets? I've had a few, but then again, too few to mention.

Ja, es gab Probleme. Vielleicht hat Staatsrätin Motschmann zu wenig Verwaltungserfahrung. Aber sie hat wichtige Arbeit in der Fraktion geleistet. Die war ein anderes Problem, weil sie viel populistischer ist als der Senat. Vielleicht war es ein Fehler, nicht immer alle CDU-Fraktionsmitglieder auf meinen Schoß gesetzt zu haben. So habe ich für mein Bäderkonzept im Herbst 99 viel Prügel aus der Bürgerschaft bezogen.

Aber im Bauressort war wenigstens eine Million kein Problem, in der Kultur gab es schon Ärger um 10.000 Mark. Der Spagat zwischen den Einzelressorts Sport, Kultur und Inneres hat mich viel Kraft gekostet. Zum Schluss hatte ich die einfach nicht mehr.

I did what I had to do. And saw it through without exemption.

Es stimmt nicht, dass man als Innensenator ein Haudrauf sein muss. Das beweisen die lieben Abschieds-wünsche meiner Innenministerkollegen aus Bayern.

I planned each charted course - each carefull step along the byway.

Auch, wenn ich mich oft über Intendant Klaus Pierwoß geärgert habe: Ich finde, er macht die richtige Theaterpolitik. Ich wollte ihn halten. Aus Sorge, dass man mir die Mittel streicht, habe ich der Fraktion damals nichts vom Vertrag mit Pierwoß gesagt. Daraus ist der Streit mit Eckhoff entstanden. Das war der Beginn des Misstrauens in der Fraktion, Pierwoß war mein Sargnagel.

And more, much more than this, I did it my way.

Jetzt bin ich richtig befreit. Das merken mir auch meine Freunde an. Aber ich bleibe ja als Bürgerschaftsabgeordneter in der Politik. Da gibt es eine große Gefahr: Dass bei der nächsten Wahl im Jahr 2003 alle Henning Scherf wählen. Ich bin skeptisch, ob es uns gelingt, die Große Koalititon fortzuführen. Aufgezeichnet von

Kai Schöneberg