„Faire Bedingungen“

Bei der geplanten Fusion von ORB und SFB gibt es nur Gewinner, kleinere Probleme und zwei TV-Programme, sagt ORB-Chef Hansjürgen Rosenbauer

Hansjürgen Rosenbauer ist seit November 1991 Intendant des Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) – und fordert seit mehreren Jahren eine gemeinsame ARD-Anstalt für Berlin und Brandenburg – auch vor dem angestrebten Zusammengehen der beiden Bundesländer. Bisher hielt der Sender Freies Berlin (SFB) stramm dagegen und schloß Gespräche über eine Anstaltsfusion vor der für 2009 avisierten Länderehe aus. Doch seit der vergangenen Woche (siehe taz vom 4. Juli) ist alles anders.

taz: Dank der neuen politischen Konstellation in Berlin ist nun auch der SFB fusionswillig. Fühlen Sie sich jetzt ein bisschen als Sieger?

Hansjürgen Rosenbauer: Sieger sind beide Sender. Es geht darum, dass wir eine schlagkräftigere ARD-Anstalt werden und unnötiger Konkurrenzkampf untereinander aufhört. Es gibt keine Verlierer, sondern nur Gewinner.

Beim SFB war aber noch vor wenigen Monaten von „Sandkastenspielen“ die Rede, wenn es um die Fusion ging. Wie ist der Planungsstand beim ORB?

Wir haben uns immer wieder Gedanken gemacht, wie eine gemeinsame Anstalt aussehen kann, die von fairen Bedingungen ausgeht. Gemeinsam mit dem SFB sind wir unter der sehr guten Moderation von Bernd Schiphorst [Medienberater der Landesregierungen für Berlin und Brandenburg] schon relativ weit gekommen, was mögliche Eckpunkte angeht.

Dennoch gibt es in SFB-Kreisen Widerstand gegen die Fusion. Schon die Verhandlungen über die Radiokooperation im letzten Jahr waren ein monatelanger Kleinkrieg.

Jetzt, wo die politische Entscheidung klar zu sein scheint, müssen beide das Vernünftige wollen. Und ich gehe davon aus, dass die Probleme viel kleiner sind, als das auf den ersten Blick vielleicht scheint. Bei einer gemeinsamen Geschäftsleitung und einem gemeinsamen Gremium wird es nicht mehr die Probleme geben, die wir letztes Jahr bei der Hörfunk-Kooperation hatten. Im Moment denkt man – das merke ich auch bei mir – immer noch ein bisschen als separate Anstalt, die auch einen separaten Programmauftrag hat. Doch die Zukunft wird und muss sein: Man denkt gemeinsam.

Denkt man auch nur noch ein gemeinsames drittes TV-Programm?

Man wird die Chance, die wir jetzt mit zwei sehr erfolgreichen „Dritten“ in der Region haben, nicht leichtfertig verspielen. Es wird aber einen Rahmen geben, der für beide Länder gemacht wird. Sehr vieles läuft schon heute sowohl in B1 wie auch im ORB-Fernsehen, und das kann man vernünftig strukturieren. Die Zusammenführung der Sender soll ein gemeinsames Haus bilden, das stärker ist, das sich mehr leisten kann. Wenn man nur so weiter macht wie bisher, wird man keine großen Effekte erzielen. Doch für den Anfang wäre es falsch, den Status quo nicht in die neue Anstalt zu überführen.

Spielt die ARD da mit? Schließlich erhält der SFB anders als der ORB auch Mittel aus dem ARD-internen Finanzausgleich.

Man wird den Finanzausgleich auch nicht von heute auf morgen aufgeben können. Wir wissen seit dem Zusammengehen von Südwestfunk und Süddeutschem Rundfunk zum SWR: es kostet ein bisschen, wenn man zwei Häuser zusammenführt. Aber meine Maxime war immer: Wir sehen in der ARD und in der Öffentlichkeit dann gut aus, wenn wir sagen: Im Prinzip können wir aus eigenen Kräften dauerhaft leben.

1995 – seitdem wird über die Fusion aktiv nachgedacht – haben Sie gesagt, Sie seien gerne bereit, Ihre eigene Position wegzurationalisieren. Bleibt’s dabei – oder werden Sie doch erster Intendant einer ARD-Anstalt Brandenburg-Berlin?

Das werden andere entscheiden. Meine Fürsprache für die Zweiländeranstalt hat nichts mit persönlicher Karriereplanung zu tun. INTERVIEW:
STEFFEN GRIMBERG